05 November 2006

Abschied von der Utopie der Vollbeschäftigung



"Nationalstaatliche Nabelschau und alte Denkmuster blockieren Lösungsansätze in der Armutsdebatte".

Ulrich Beck, Professor am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, schreibt in der Neuen Zürcher Zeitung befreiende Worte wie z.b. diese:

"Nicht Appelle an die Moral und den Patriotismus der Manager sind nötig. Gefragt sind Ideen, wie staatliche Politik in Zeiten der Globalisierung aus der Defensive herausgeholt und im Aufgreifen der Gerechtigkeitsfrage, die zum Kern der Machtfrage geworden ist, neu belebt werden kann."

"Massenarbeitslosigkeit und Armut sind nicht Ausdruck von Niederlagen, sondern der Siege moderner Arbeitsgesellschaften."

"Die Utopie der Arbeitsgesellschaft war es einmal, vom Joch der Arbeit zu befreien. Jetzt ist es so weit. Wir müssen in Europa endlich die Fragen auf die Tagesordnung setzen: Wie kann man ein sinnvolles Leben führen, auch wenn man keinen Arbeitsplatz findet? Wie werden Demokratie und Freiheit jenseits der Vollbeschäftigung möglich? Wie wird der Mensch selbstbewusster Bürger - ohne Lohnarbeit?"

"Auf eine Formel gebracht: Freiheit statt Vollbeschäftigung. Nur so lässt sich verhindern, dass es demnächst so richtig knallt."

Link zum Artikel in der NZZ

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hat sich Ulrich Beck eigentlich einmal explizit von dem hanebüchenen, technokratischen Unsinn distanziert, den er früher vorgeschlagen hat (Stichwort Bürgerarbeit und Gemeinwohlunternehmer) und der diametral der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens entgegengesetzt war?
Und wo ist ein originärer Gedanken, mit dem Beck einen Beitrag zur Grundeinkommensdebatte leistet? Das meiste ist ja geklaut, ohne dass er das kenntlich macht. Mich wundert es nicht mehr, dass sich die Glücklichen Arbeitslosen aus Berlin vor Jahren von Beck scharf distanziert haben, als er deren Manifest ungefragt abgedruckt hat.
Im übrigen erschöpft sich Becks eigener Gedanke, man müsse über den nationalstaatlichen Tellerand hinausschauen, wenn man genau hinsieht, in ein bloßes Zurschaustellen einer gutmenschelnden kosmopolitischen Gesinnung. Wer außer dem Nationalstaat soll denn bitte schön das Grundeinkommen einführen? Die undemokratisch verfaßte (Stichwort Sicherheitsrat) UNO? Der Nationalstaat ist außerdem ein Modell und darf nicht mit existierenden Nationalstaaten gleichgesetzt werden. Wenn die Europäische Union einmal ein richtiges Parlement und eine Verfassung hat und die europäische Staatsbürgerschaft eine Staatsbürgerschaft im vollen Sinne wird, dann gibt es keinen deutschen, keinen französischen etc. Nationalstaat mehr sondern einen Europäischen. Aber um diesen Gedanken zu fassen, muss man eben analytisch Denken können, was Beck als gesinnungsorientierter Sozialkunde-Soziologie leider nicht kann.