18 Juni 2006

Siamesiche Zwillinge und Bedarfsgerechtigkeit



Ein kurzer Auschnitt aus dem Gespräch bei der Kick-Off Veranstaltungen der Initiative Grundeinkommen in Romainmotier. Im Bild sehen sie von l.n.r. Holger Matthies und Adi Blum.

Grundeinkommen und Siamesische Zwillinge

Adi Blum: Ich denke mal an Siamesische Zwillinge. Da bekommt jeder pro Kopf ein Grundeinkommen? Das ist aber sehr ungerecht. Denn die brauchen natürlich viel mehr für Operationen und so weiter.
Sascha Liebermann: Es wird auch beim Grundeinkommen Solidarfonds geben für diejenigen, die einen besonderen Pflegeaufwand brauchen, Medikamentierung oder Operationen.
Adi Blum: Dann ist das Grundeinkommen nur ein Kissen von vielleicht 2000 Franken, das die lebensnotwendigen Mittel ermöglicht, und darüber ändert sich nichts. Das Prinzip des Grundeinkommens sagt: Allen das Gleiche. Aber nicht: Allen das Seine. Das bedeutet, alle werden über den gleichen Kamm geschert. Man geht nicht auf die spezielle Situation ein. Es ist kein Prinzip, das den Einzelfall ernst nehmen würde.

Grundeinkommen und Bedarfsgerechtigkeit

Enno Schmidt: Das Grundeinkommen hat nichts mit dem individuellen Bedarf zu tun. Es ist in diesem Sinne nicht individuell. Nur in dem jeder es bekommt, bekommt jeder diesen Zuspruch zu ihm als Individuum. Aber nicht als Bedarfsgerechtigkeit. Die betrifft dann die Sicherungssysteme wie Kranken- und Unfallversicherung. Man kann sich auch privat Renten- und Arbeitslosenversichern. Viele haben einen höheren Lebensstandart als das Grundeinkommen und werden den auch sichern wollen.
Sascha Liebermann: Was wir heute in den Sozialsystemen bedarfsgerecht nennen, sind abrufbare Raster, die politisch festgelegt sind. Es ist nicht die Frage an Sie: Was brauchst Du?
Was dem Einzelnen für seinen Bedarf gewährt wird, kann nicht kollektiv gelöst werden.
Daniel Häni: Alle über den gleichen Kamm scheren wollen wir eben nicht. Es bekommt zwar jeder das gleiche Grundeinkommen, aber was jeder daraus macht, ist bei jedem ganz anders. Eine Regel, die fragt, was man braucht und damit jedem vorschreibt, was er mit seinem Grundeinkommen zu machen hat, das wäre über einen Kamm geschoren.
Bernard Kundig: Das Grundeinkommen bringt mehr Freiheit und mehr Spielräume. Und der Frage, wie diese Freiheit genutzt wird, können wir uns nicht entziehen. Darum bringe ich den Begriff der Solidarwirtschaft mit ins Spiel.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

die höhe des grundeinkommens sollte eben nicht ei fixer betrag sein, sondern eher nach dem system der ergänzungsleistungen zu ahv/iv berechnet werden, man kommt da zu beträgen, mit denen sich leben lässt.
(aus eigener erfahrung)