29 Juni 2006

Podiumsdiskussion in der GLS Bank


Aus dem Podiumsgespräch auf der Jahresversammlung der GLS Gemeinschaftsbank und GLS Treuhandstelle am 16. Juni in Bochum.

Thomas Jorberg (Foto), Vorstandssprecher der GLS Bank.
Prof. Götz Werner, Leiter der dm Drogeriemarktkette.
Veronika Bock, Deutschlandfunk.
Jakob von Uexküll, Stifter des Alternativen Nobelpreises.


Vorausgehend hatte Prof. Götz Werner das Grundeinkommen verglichen mit der Entdeckungsfahrt von Christopher Columbus. Es sei ein Aufbruch in eine andere Richtung, und es könne auch sein, dass dabei etwas entdeckt wird, was man nicht erwartet.

Thomas Jorberg: Ich bin überzeugt davon, dass mehr Menschen als heute durch ein Grundeinkommen initiativ wären und eine Arbeit machen, die sie auch wirklich tun wollen. Das Grundeinkommen wird dann nur ein Grundeinkommen sein, und um tätig zu werden, unternehmerisch zu werden – ob im sozialen-, im gemeinnützigen-, im ökologischen Bereich, wo auch immer – braucht man Geld. Und was für Geld braucht man dann eigentlich?
Wenn da nun der Columbus von Herrn Werner zu uns kommt und sagt: ‚Ich will jetzt mal in die andere Richtung fahren; es kann sein, ich komme ach Indien, es kann aber auch sein, ich komme nach Amerika’, dann müssen wir bei der heutigen Finanzierungspraxis sagen: Eine größere Behinderung als einen Banker kann es dafür gar nicht geben. Wir fragen zuerst nach dem Businessplan. Das wird die Herausforderung sein, da neue Formen zu entwickeln. Mit dem Mikrofinanz Fond für Kleinkredite an einzelne Unternehmensgründer sind wir bereits in eine solche Richtung gegangen. Schon dafür braucht man eine andere Geldqualität. Das können wir nicht als Banker machen. Sondern dafür braucht es Gründerberatungsstellen, Menschen, die nah an denen sind, die sich selbständig machen wollen. Und dafür brauchen wir auch Risiko tragendes Geld. Das kann man nicht mit Spareinlagen machen.

Götz Werner: Aber stellen Sie sich einmal vor, in was für einer anderen Situation derjenige wäre, der sich selbständig machen will, wenn er ein Grundeinkommen hätte – er, seine Frau, seine Kinder, mit dem Grundeinkommen wäre fürs Alter gesorgt – der hätte viel mehr Bonität! Und das als gesamtgesellschaftliches Phänomen.

Veronika Bock: Bringt das Grundeinkommen die Leute dazu, freier zu sein, auch alternative Projekte mit zu tragen?

Jakob von Uexküll: Sicherlich. Diese Freiheit ist natürlich nicht gewünscht von denen, die von dem jetzigen System profitieren. Jetzt kann man noch die Bedrohung benutzen und sagen: Entweder du arbeitest für die Rente, die aber real immer geringer wird, oder du wirst arbeitslos. Und das kann man jetzt sogar auf globalem Niveau machen. Man sieht, die Arbeitslosigkeit steigt, sie steigt in Ägypten, sie steigt aber auch in reichen Golfstaaten, sie steigt überall. Wir haben schätzungsweise mindestens eine Milliarde Menschen auf der Welt, die ganz oder teilweise arbeitslos sind, in einer Welt, in der riesige Aufgaben auf uns zu kommen. Eine Bekannte von mir hat das mal in ihrer Schule erzählt, und da fragte ein Mädchen: Sind wir denn mit der Arbeit fertig?

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