27 September 2006

Abgesang von Markus Schneider



Markus Schneider schreibt in der baz vom 27. September seinen Abgesang an ein Grundeinkommen. Wir führen die Diskussion gerne weiter.

Markus Schneider meint, 1000 Franken sei die richtige Höhe eines Grundeinkommens, aber das sei den Schweizerinnen und Schweizern zu wenig. Sie seien höhere Renten und Sozialleistungen gewohnt, die ja durch das Grundeinkommen ersetzt würden. Die Schweiz, ein Rentenparadies. Und dass die Leute durch ein Grundeinkommen ihr Leben ändern, dass sie nur noch töpfern, oder was man sonst noch unter Kreativität versteht, sei ohnehin nicht zu erwarten. Sie würden arbeiten wie bisher und das Grundeinkommen in Versicherungen anlegen, die ihnen mehr versprechen.
Also bestimmt Markus Schneider: Wir wollen kein Grundeinkommen! Wir wollen das Grundeinkommen von Markus Schneider auch nicht.

Vor 20 Jahren war er ein Apologet der Idee des Grundeinkommens. Nun, in der Reife des Alters (46), blickt er milde lächelnd auf seine Jugendsünden zurück. Wer früher auf ihn hörte, soll es jetzt umso mehr tun. Wenn aber keine neuen Gedanken hinzukommen, verlieren sich die Ideale der Jugend tatsächlich in gütlichen Abgesängen.

Die Zahl von 1000 Franken hat Markus Schneider von dem Schweizer Prof. Straubhaar, Leiter des Instituts für Weltwirtschaft in Hamburg. Wieso bestimmt der die Höhe des Grundeinkommens? Wäre das nicht eine demokratische Frage? Wollen wir die Monarchie dieser Fachleute?
Grosszügig gibt Markus Schneider in seinem baz Artikel schon 350 Franken hinzu. Das rechnet sich besser. Denn 1350 Franken mal 12 Monate mal 7,5 Millionen Schweizerinnen und Schweizer ergibt rund die Summe, die wir derzeit für Sozialleistungen im Jahr ausgeben: 120 Milliarden Franken. So wäre das Grundeinkommen zu finanzieren mit der Abschaffung all dieser Leistungen. Das jedoch ist eine recht uninspirierte Gleichung.

Wir schlagen eine Steuerrechtsänderung vor, die alle Steuern transparent in der Konsumsteuer zusammenfasst, die Nettopreise dadurch sinken lässt, zumal ein Grundeinkommen von den Betrieben auch auf Löhne angerechnet werden wird, so dass das Preisniveau trotz hoher Konsumsteuer gleich bleibt, ein Grundeinkommen von vielleicht 2500 Franken, ein ausgezahlter Steuerfreibetrag, eine Mehrwertvergütung der Leistungsgesellschaft an alle. Und alle freiwilligen Höherversicherungen, die auch heute das Rentenparadies ausmachen, bleiben selbstverständlich bestehen. Töpferkurse könne auch angeboten werden. Dass die Menschen ihrer Arbeit nachgehen – unter besseren Voraussetzungen und mit mehr Entscheidungsfreiheit – ist gewünscht. Es wären auch die vielen Arbeiten möglich, die vom Markt nicht erfasst werden, die auch nicht zu vermarkten sein sollen.
(Mehr zur Idee der Mehrwertsteuerreform erfahren Sie nächsten Montag um 15.00 im Gespräch mit Dr. Benediktus Hardorp und um 20.30 an der Podiumsdiskussion zu der Prof. Dr. Reiner Eichenberger dazustossen wird.)

Lieber Markus Schneider, eigentlich sind Sie im besten Alter, bleiben wir doch einfach in Kontakt...

mit freundlichen Grüssen
Enno Schmidt und Daniel Häni


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Zur Website von Markus Schneider

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was sie bei ihrer Idee des Grundeinkommens vergessen, ist: Dadurch, dass das Pro-Kopf-Einkommen eines jeden Bürgers schlagartig um 2000 Frnaken steigen würde, hätte dies eine direkte Auswirkung auf unser Preisniveau zur Folge. Was wir mehr zur Verfügung hätten würde gleich wieder verbraucht in höheren Mietkosten, teureren Dienstleistungen und höheren Warenpreisen. Ursache dieser Reaktion: Der Geldfluss beschleunigt sich, sobald mehr Geld in den Händen der Menschen ist, was schlussendlich einer Entwertung des Geldes gleichkommt. Haben sie eine Idee, wie sich ein solcher volkswirtschaftlicher Mechanismus aushebeln lassen würde. Würde mich nicht beklagen jeden Monat 2000.- mehr in der Tasche zu haben. Ein Sportwagen, mal Luxusferien machen. Das Geld verschwindet sowieso in dekadenten Wünschen.

Anonym hat gesagt…

Ach, ich wußte gar nicht, dass im Falle eines Grundeinkommens, der Wettbewerb abgeschafft wird.

;)

Aber jetzt mal Spaß beiseite, es würde sogar mehr Wettbewerb geben, da mehr Geld in der Bevölkerung vorhanden ist, dass umworben und eingenommen werden will.

gruß