05 September 2011

Klaus Wellershoff im Tages-Anzeiger



Im Tages-Anzeiger gibt UBS-Ex-Chefökonom Klaus Wellershoff mit gewohnt profunder Lässigkeit zu verstehen, dass viele Vermögen sich bald in Luft auflösen und Sparer ihr Geld verlieren werden. Glauben Sie nicht? "Es wird wahnsinnig viel verdrängt. Man glaubt, alles gehe so weiter wie bisher." Das bedingungslose Grundeinkommen hält Klaus Wellershoff schon seit Langem für Zukunftsnotwendig. Warum? "Weil das Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt."

Zu den Antworten des Grundeinkommens, von denen Klaus Wellershoff am Ende des Interviews zwei nennt, muss allerdings noch etwas gesagt werden. "Die komplizierten Sozialversicherungen aufheben", das ist nicht Ziel des Grundeinkommens, sondern eine Folge, wo Sozialleistungen ganz vom Grundeinkommen ersetzt werden können. Auch mit dem Grundeinkommen bleiben aber Sozialleistungen bestehen, wo jemand beispielsweise durch Invalidität solidarische Hilfe über das Grundeinkommen hinaus braucht. Das Grundeinkommen ist kein Sozialabbau, sondern vernünftig. Nicht vernünftig wäre ein Grundeinkommen von 1500 Franken. Denn davon kann keiner leben. Kann davon keiner leben, dann entsteht kein Freier Arbeitsmarkt, sondern ein Notverkauf zu Schleuderpreisen. Dass es in einer Direkten Demokratie keine Mehrheit für Steuererhöhungen geben könne und man daher für ein Grundeinkommen nur das Geld an alle verteilen könne, das heute den Sozialversicherungen zukommt, diese Antwort ist nun in jeder Hinsicht unbedacht. Die richtigen Fragen stellt das Grundeinkommen. Über die richtigen Antworten, Herr Wellershoff, müssen wir noch mal sprechen.

Enno Schmidt

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das habe ich mir schon gedacht, daß Herr Wellershoff nur eine Sparversion des Grundeinkommens vertritt. Das ist natürlich unsozial. Die soziale Lösung heißt, daß die bestehenden Sozialleistungen nur bis zu ihrer Höhe durch das Grundeinkommen ersetzt werden; und die darüberhinausgehenden Sozialleistungen weiter bestehen bleiben. Um einen Bürokratieabbau zu erreichen, sollten diese zusätzlichen Leistungen allesamt in Form von Zuschlägen zum Grundeinkommen von einem einzigen Amt ausgezahlt werden: Dem Amt für Zusatzleistungen. Laut Berechnungen des Instituts für Entrepreneurship an der Uni Karlsruhe (bis vor Kurzem von Götz Werner geleitet) sind für Deutschland etwa 70 Milliarden Euro zusätzliche Kosten zu aufzubringen, wenn man alle Personen, die heute weniger als 1.000 Euro haben, auf diese Summe aufstockt. Teilt man diese Summe hälftig auf in 35 Milliarden Euro, aufzubringen durch maßvolle Steuererhöhungen und Umwidmung von Haushaltsmitteln durch Bürokratieabbau; und weitere 35 Milliarden Euro, für die man den Gegenwert durch Produktivitätssteigerungen zusätzlich produziert, dann ist das ohne Weiteres zu stemmen.

Robert Bleilebens, Köln