18 Juli 2010

Grundeinkommen und Inflation


(Titelblatt einer Ausgabe der Zeitschrift ZeitGeist)

Eine Frage über Facebook von Sven Steinert:
Wenn das BGE eingeführt würde, stiege dann nicht auch die Inflation um genau diesen Betrag?

Eine Antwort von Daniel Häni:

Nein! Das bedingungsloses Grundeinkommen würde die bestehenden Einkommen in seiner Höhe ersetzen und darin bedingungslos machen. Es wäre nicht mehr Geld. Nur wer heute weniger hat, hätte dann mehr. In der Schweiz z.b. würde das Grundeinkommen ca. 1/3 des Bruttoinlandsprodukt ausmachen (180 Milliarden bei einer Grundeinkommens-Höhe von: Erwachsene 2200.- / Kinder 1000.-). Davon wären nur ca. 5% des BIP also rund 25 Milliarden nicht ersetzend.
D.h. die Gefahr zu Inflation ist nur sehr gering. Wesentlich aber ist die Frage, ob durch die Bedingungslosigkeit des Grundeinkommens die Produktivität steigt oder sinkt, die Qualität der Arbeit besser wird oder schlechter und wie es sich mit der Sinnhaftigkeit verhält?
Mit anderen Worten: Wie steht es um die Wohlfahrt in einer Gesellschaft mit bedingungslosem Grundeinkommen bezogen auf Effizienz (Ökonomie und Ökologie) in der Produktion, Qualität im Produkt und Sinngebung als Motiv und menschliches Mass?

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

völlig unverständlich formulierte antwort.

was soll denn gleich mal der 2. satz heißen? Das bedingungsloses Grundeinkommen würde die bestehenden Einkommen in seiner Höhe ersetzen und darin bedingungslos machen

Daniel Häni hat gesagt…

liebe/r anonym, ihr kommentar ist zwar unfreundlich aber vielleicht hilft folgendes bild weiter:

eine lehrerin heute:
erwerbseinkommen 2500 euro

die gleiche lehrerin mit grundeinkommen:
grundeinkommen 1000 euro
erwerbseinkommen 1500 euro
total einkommen 2500 euro

verständlich?
beste grüsse, daniel häni

Martin Wilke hat gesagt…

Wie sich das Grundeinkommen auf die Inflationsrate auswirkt, dürfte auch davon abhängen, welches Grundeinkommensmodell umgesetzt wird.

Menschen mit bislang geringerem Einkommen hätten durch das Grundeinkommen künftig mehr Geld zur Verfügung, können also auch mehr ausgeben. Daher erscheint mir ein Anstieg bestimmter Preise durchaus plausibel.

Da das Einkommen von bislang gering verdienenden durch das Grundeinkommen allerdings in stärkerem Maße als die Preise steigt, ist es für sie immer noch ein Gewinn.

Anonym hat gesagt…

Die Inflation hängt von der Höhe des Grundeinkommens ab. Je höher, desto teurer wird Arbeit und damit auch die Güter, sofern sie überhaupt noch im Inland produziert werden; insoweit Produktion ins Ausland verlagert wird oder ganz verschwindet, sinkt das Volkseinkommen und würde ebenso dazu führen, dass das reale Grundeinkommen auf die eine oder andere Weise gesenkt werden müsste - entweder direkt oder über weitere Inflation.

Um solche kontraproduktiven Entwicklungen zu verhindern, ist es wichtig, bei der Höhe des Grundeinkommens nicht mit Phantasiebeträgen herumzuwerfen, sondern die Einführung müsste auf einem niedrigen Niveau erfolgen und dann würde man schrittweise erhöhen und die wirtschaftlichen Folgen beobachten und sehen, wann man das praktische Maximum erreicht hat. Im voraus ist es unmöglich zu berechnen. (Die bestehenden bedingten Sozialleistungen dürften natürlich immer nur um die jeweilige BGE-Höhe reduziert werden und erst dann ganz wegfallen, wenn sie in voller Höhe durch das BGE überflüssig geworden sind.) Vielleicht würde sich herausstellen, dass dieses Maximum niedriger ist, als es sich mancher jetzt vorstellt, aber in dem Fall würde auch alles Wunschdenken nichts helfen. Auch ein "niedriges" BGE ist allemal besser als gar keines.

Im übrigen wird sich in jedem Fall durch ein BGE eine gewisse Verschiebung in den Preisen ergeben, parallel zu der Verschiebung in den Löhnen, insofern als diese sich dann an der Attraktivität der jeweiligen Arbeit bemessen werden und nicht wie jetzt daran, wie viele diese Arbeit potentiell erledigen können (die niedrigstbezahlten Arbeiten sind die, die mehr oder weniger jeder machen kann, auch wenn sie sehr unattraktiv sind, denn diese bleiben an denen hängen, die _nur_ diese machen können und dementsprechend keine Wahl haben; umgekehrt sind solche Arbeiten, die ein seltenes Talent erfordern, am höchsten bezahlt, auch wenn sie dem so Talentierten wenig Mühe machen).

PS. Jemand sollte die Rechtschreibung beim Blogtitel überprüfen...

KR hat gesagt…

@DH - 18 Juli, 2010 19:19

Was ist, wenn heute jemand unter dem zukünftigen Grundeinkommen verdient? Zum Beispiel 500 Euro...

Heißt das dann:
Grundeinkommen 1.000 Euro
Einkommen 0 Euro
Totaleinkommen 1.000 Euro

Wieso wird das Grundeinkommen bei Ihrem Modellvorschlag mit dem heutigen Einkommen verrechnet? Jedenfalls kann man das so anhand Ihres Beispiels verstehen. Dann lohnt sich heute niedrig bezahlte Arbeit ja gar nicht mehr, müsste höher bezahlt werden, was sich dann aber auf die Inflation auswirken würde.

Da Sie offenbar Spezialist bei der Rechnung sind, würde mich interessieren, ob eine Aussage über zukünftige Einkommen und Preise überhaupt möglich ist. Inflation ist außerdem ein Vergleich zwischen Preisen von heute mit Preisen von gestern. Soll heißen: Bei Einführung des Grundeinkommens könnte die Inflation (Preisunterschied zwischen "vor Grundeinkommen" und "bei Einführung des Grundeinkommens") auch deflationär sein; viel interessanter wäre die Frage, wie sich die Preise (Inflation/Deflation) durch das Grundeinkommen entwickeln; sprich: Preisunterschied zwischen "bei Einführung des Grundeinkommens" und "ein Jahr nach Einführung des Grundeinkommens".

Leider tragen Sie eher zur Verwirrung bei dem Thema bei, statt zur Klärung. Offenbar gilt das Bundeswehrmotto: "Wenn Du etwas selbst nicht verstehst und sollst es erklären, verwirre sie durch leere Worte!"

B hat gesagt…

Das Beispiel mit der Lehrerin sollte man nicht zu konkret nehmen. Man kann das Grundeinkommen auch nicht so einführen, dass automatisch in allen bestehenden Arbeitsverträgen die Bezahlung reduziert wird. Da gäbe es viel zu viel Sonderfälle und Komplikationen. Trotzdem ist es natürlich faktisch so, dass durch Einführung eines Grundeinkommens sich nicht auf magische Weise das gesamte Volkseinkommen entsprechend erhöhen kann, und deshalb müssen insgesamt gesehen, und somit auch im Durchschnitt, unweigerlich die realen Einkommen aus bisherigen Einkommensarten etwas zusammenschrumpfen zugunsten der neuen Einkommensart Grundeinkommen.

D.h. für den Durchschnittsbürger, dessen einziges Einkommen jetzt ein Erwerbseinkommen von x Euro ist, würde sich auf die eine oder andere Weise ergeben, dass er dann ein Grundeinkommen von y Euro und ein Erwerbseinkommen von nur noch (x-y) Euro hätte, somit die gleiche Summe x wie bisher.

Aber das gilt wohlgemerkt nur für den (theoretischen) Durchschnittsbürger. Es gäbe natürlich einen bedeutenden Umverteilungseffekt, schon deshalb, weil jeder, der jetzt weniger als y Euro Einkommen hat, besser dastünde - der entscheidende Effekt aber lässt sich nicht so mechanisch darstellen, sondern ergäbe sich aus der völligen Revolutionierung des Arbeitsmarkts, der überhaupt erst ein wirklicher Markt würde, da dann alle Beteiligten die Freiheit haben, nein zu sagen, und auf Augenhöhe verhandeln können.

Gerade die heute niedrig bezahlten Arbeiten müssten dann wohl weit besser bezahlt werden, sodass in vielen Fällen trotz Grundeinkommens das Erwerbseinkommen gleichbliebe oder sogar stiege. Gleichzeitig gäbe es immer noch Raum für niedrig bezahlte Arbeit - sofern sie wirklich so einfach ist, dass Leute sie freiwillig für diesen Lohn machen. Da das Erwerbseinkommen nicht mehr die Existenz sichern müsste, würden sich hier Möglichkeiten für geringfügige Arbeit auftun, die im jetzigen System gar nicht denkbar sind, die aber durchaus sinnvoll sein können. Deshalb scheint es etwas über das Ziel hinausgeschossen, wenn manche zu einem Grundeinkommen noch einen gesetzlichen Mindestlohn fordern.

Anonym hat gesagt…

sorry für den ersten kommentar, kam etwas unfreundlicher rüber als er gemeint war.
generell wollte ich aber darauf aufmerksam machen, dass es gerade für die menschen, die es zu überzeugen gilt, nicht überzeugend wirkt, wenn man das ganze nicht konkret formuliert.

zum beispiel der lehrerin: das finde ich gar nicht so passend, denn ich glaube, dass viele der skeptiker nicht an die menschen denken, die ein solides einkommen haben, sondern an harz4 empfängerinnen etc.
und gerade da setzt das grundeinkommen ja auch auf andere art und weise an:
zum harz4 satz kommen ja noch jede menge andere kosten hinzu, die z.b. durch den ganzen verwaltungsaufwand insbesondere in hinsicht auf die zahlreichen einschränkungen und antragspflichtigen leistungen entstehen. diese kosten würden ja auch entfallen, wenn das grundeinkommen eingeführt würde.

von den von dir erwähnten sozialen auswirkungen mal abgesehen. viele leute, die mal eine zeit lang nutzlos rumhängen mussten, werden berichten können, dass das ganze nicht gerade eine motivierende angelegenheit ist.

Daniel Häni hat gesagt…

@KR ...könnten sie bitte auch ein wenig selber denken!!!
wenn sie heute 500 euro verdienen und das grundeinkommen dann 1000 euro ist. was machen sie dann? ich hoffe, wenn es doof ist, was heute für 500 euro machen, dann lassen sie es. wenn das super toll ist, was sie heute für 500 machen, dann machen sie es hoffentlich weiterhin. die erwerbseinkommen sind dann natürlich verhandlungssache. nur verhandeln sie dann nicht mehr auf der basis von o euro, sondern auf der basis von 1000 euro! sie bringen ja dann 1000 euro schon mit an den arbeitsplatz und verhandlunstisch und können damit hoffentlich zu etwas, was sie lieber nicht machen, besser nein sagen, bzw. man kann sie nicht mehr so leicht zu etwas zwingen, was sie nicht wollen und kann sie auch nicht mehr mit "nur" 500 euro abspeisen...

o.k.?

Anonym hat gesagt…

Das Grundeinkommen muss so hoch angesetzt werden, dass damit die Basis für ein würdiges Leben für jeden Menschen möglich ist und es muss bedingungslos sein!
Der Status des Menschen darf dabei keine Rolle spielen!
Wer behauptet, dass dann die Arbeit teurer würde hat nichts verstanden, denn die Arbeit müsste doch tatsächlich billiger werden, weil dann doch die Vehandlungsbasis für Lohn viel tiefer liegen würde und man trotzdem nicht weniger Geld zur Verfügung haben würde.
Dann würde auch die Einkommenssteuer total abgeschafft und mit einer gerechteren Verbrauchersteuer ersetzt werden. Somit würden auch die parasitischen Arbeitslosenkassen überflüssig und auch die Gewerkschaften obsolete werden. Es würde dann auch keine Schwarzarbeit mehr geben und somit auch kein Schwarzgeld. Auch die Ursache für Steuerhinterziehung würde nicht mehr bestehen.
Mit anderen Worten: Jeder hätte sein Geld für sich zur Verfügung und somit würde die organische Realwirtschaft angekurbelt und aufblühen wie nie zuvor!

Aber eben: Für Abzocker und Parasiten wäre das System ohne Einkommenssteuern und ohne Zwangsabgaben und mit einem bedingungslosen Grundeinkommen für Alle unerträglich und das Ende!

KR hat gesagt…

@dh 21 Juli, 2010 22:36

Leider haben Sie mich wohl nicht richtig verstanden: Hier geht es um Inflation – so steht es jedenfalls in der Überschrift. Wenn alle Einkommen über dem Grundeinkommen lägen und alle Einkommen bei Einführung eines Grundeinkommens um dieses gekürzt würden, gäbe es keine Inflation und alles bliebe wie gehabt. Soweit kann ich denken...

Aber das „wenn... dann...“ hat einen Haken: Nicht alle Einkommen liegen über dem anvisierten Grundeinkommen. Und wenn Sie nun vorschlagen, dass mit Einführung eines Grundeinkommens (alle?) Einkommen neu verhandelt werden müssen, heißt das für mich, dass Aussagen in Bezug auf die Inflation (oder auch Deflation) nicht möglich sind.

Wie sich das bei Ihnen außerdem anhört, ersetzt Lust Notwendigkeit. Es gibt aber auch Dinge, die aus einer Notwendigkeit heraus getan werden müssen – egal, ob jemand dazu Lust hat oder nicht.

Soweit ich recherchiert habe, sind Sie Betreiber eines Lokals. Dort gibt es z.B. WCs und die sollten sauber gehalten werden. Einerseits können Sie Ihren Gästen frei stellen, die WCs in dem Zustand zu benutzen, wie sie sie vorfinden (einmal abgesehen davon, ob das mit geltenden Hygienevorschriften vereinbar wäre); andererseits können Sie jemanden suchen, der die WCs gegen Geld sauber hält (natürlich können Sie auch bis zu einem gewissen Rahmen selbst putzen).

Als Unternehmer sollten Sie allerdings wissen, dass (entstehenden) Kosten in die Preise einkalkuliert werden, wenn Sie effektiv arbeiten wollen. Mit jeder Gehaltsforderung der Reinigungskraft wird die Rentabilität Ihres Betriebs beeinflusst – und wenn Sie Ihre Preise ändern, wirkt sich dies auf die In-, bzw. Deflation aus.

B hat gesagt…

@anonym 10:26:

Man möge sich nur vorstellen, das Grundeinkommen wäre z.B. bei 5000 Euro angesetzt, dann ist wohl leicht zu sehen, dass die Arbeit sehr viel teurer würde, denn jedenfalls für unattraktive Arbeiten, die niemand einfach um der Arbeit selbst willen macht, müsste sehr viel mehr bezahlt werden. Es ist ja ein Unterschied, ob man eine Arbeit für 1000 Euro macht, wenn man damit dann 6000 statt 5000 Euro insgesamt hat, oder wenn, bei einem niedrigeren Grundeinkommen, man z.B. 2000 statt 1000 hätte. Damit ist klar, je höher das Grundeinkommen, desto teurer wird die Arbeit.

Gleichzeitig ist richtig, dass ein Grundeinkommen teilweise auch Arbeit billiger machen kann, indem das Arbeitseinkommen nicht mehr die Existenz sichern muss. Ab einer gewissen Höhe wird dieser Effekt aber vom oben erwähnten mehr als ausgeglichen.

Und hierzu: "Das Grundeinkommen muss so hoch angesetzt werden, dass damit die Basis für ein würdiges Leben für jeden Menschen möglich ist" ist erstens zu sagen, dass es eine subjektive Sache ist, wo für jeden einzelnen dieses Niveau liegt, ab dem er keine Not verspürt und also auch keinem faktischen Arbeitszwang unterliegt. Zweitens, wie immer man ein solches Niveau beziffern mag, niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, ob dieses auch nachhaltig finanzierbar sein wird. Deswegen sollte die Forderung schlicht sein, dass das Grundeinkommen die maximal mögliche Höhe erreichen sollte.

Dass die Gewerkschaften obsolet würden, ist gar nicht mal sicher. Ein collective bargaining könnte in manchen Bereichen immer noch sinnvoll sein, um Standardtarife auszuhandeln, statt dass jeder einzeln um seinen Lohn feilscht.