06 September 2010

"Lob der Knappheit"







Bilder von oben:
Dr. Rainer Hank, Ressortleiter Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
Gemälde "Schlaraffenland", 1567, von Pieter Bruegel
Götz Werner, Unternehmer, legt ab zum Rudern


Konfrontation. Hörenswert.

Nicht oft wird die Struktur so deutlich, die als ehernes Gerüst in aller Auffassung gegen das Grundeinkommen steht.
Verführerisch sei die Idee des Grundeinkommens, sagt Rainer Hank. Doch wenn schon, ist die Gedankenführung seiner Vorstellungswelt das auch. Und hat schon viel mehr verführt. Immer mit dem Anspruch, dem nahe zu sein, wie die Realität nun einmal wirklich ist. Und sowieso und fraglos auch schon immer war. Ganz unbesehen, wie es für Millionen von Menschen heute im wirklichen Leben ist. Von Zukunft gar nicht erst zu sprechen.
Doch gelingt Rainer Hank das Auftreiben der Matrix gegen das bedingungslose Grundeinkommen in diesem Streitgespräch so krass, dass es vielleicht weniger um den unmittelbaren Widerspruch geht als darum, dies als ein Grundlagenwerk zum Verstehen der strukturellen Gegnerschaft zu nehmen.

Zu diesem Zweck stellen wir hier das Gespräch als redigierte Abschrift zur Verfügung.

Grundlegendes zum Verständnis der Gegnerschaft


Die Tonaufnahme des Gespräches finden Sie hier: Brüderlichkeit und Grundeinkommen; wie funktioniert heute Solidarität?

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für Deine Arbeit!
Liebe Grüße, Susanne

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Dank lieber Enno -
beim Durchlesen ist mir vieles noch wesentlich deutlicher geworden als beim bloßen Hören ...
Das Gespräch war wirklich wichtig -und deine Aufarbeitung auch.
LG, Ralph

Anonym hat gesagt…

Herr Hank hat zu den wichtigen Fragen keine Antwort abgegeben. Ja, er hat sie komplett ignoriert. Warum wohl ?
Weil er keine Antwort darauf hatte.
Aber umso tragischer war es, daß weder der Moderator noch Herr Werner eine Antwort eingefordert haben.

Herr Hank hat sich durchweg nur die Rosinen rausgesucht, und seine Gesprächspartner haben es auch noch zugelassen.

Anonym hat gesagt…

mir war ganz schlecht nachdem herr hank mir so nachdrücklich erzählt hat, was ich nicht geschenkt haben will & was mich fett, faul und depressiv macht...DANKE enno für die bearbeitung grit

Anonym hat gesagt…

Hank hat lange gebraucht, bis er endlich mit schriller, lauter Stimme, gesagt hat, was ihn wirklich stört: "Und ich soll das Bezahlen?"

Das positive Modell, dass er als Nichtexistent betrachtet findet er übrigens bei User generated Content. Youtube ist ein schönes Beispiel. Oder auch Second Life. Fast alles in dieser virtuellen Welt ist von Benutzern erstellt. Der Avatar muss nicht essen, trinken oder hat Bedürfnisse. Sogar Vergnügnungsmöglichkeiten gibt es Zahllose kostenlos. Es gibt den Anreiz in Second Life, erstelltes zu Micropreisen zu verkaufen, doch die meisten Inhalte sind nicht nur Kostenlos, sie werden auch noch oft genug privat finanziert, wo "echtes" Geld nötig ist.

seyinphyin hat gesagt…

Diesen Mann Wissenschaftler zu nennen ist absurd, denn seine Argumentation ist zutiefst unwissenschaftlich. Er "argumentiert" gegn das BGE mit einem Bild vom Schlarafenland (was das BGE ja noch lange nicht ist), quasi als Beweis, dass der Mensch trägt wird. Dann bringt er Bibelzitate, aus dem Zusammenhang gerissen ("Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" war in erster Linie eine Mahnung an die Mönche, die das Recht hat, versorgt zu werden, dies jedoch nicht ausnutzen sollten).

Noch grausamer wird es natürlich, wenn sich dieses Individuum darauf beruft, der Mensch würde sich durch Mangel, Armut und Leid definieren und müsse Arbeit haben, Vollbeschäftigung wäre gar eine Utopie, die man nicht weglegen darf.

Aber hossa.
Wenn es etwas gibt, dass der Mensch seit Jahrtausenden auf den Tod nicht ausstehen kann, dann ist das gewöhnliche Arbeit. Dafür hat er Kriege geführt und Völker versklavt, damit er sie nicht machen muss und letztlich hat er deswegen vor allem immer weiter geforscht, damit sie einfacher wird und sich am besten irgendwann selbst erledigt.
DAS ist menschlich.

Genauso wie es menschlich ist, dass man sich nicht zu Tode langweilen will und deswegen trotzdem immer wieder etwas tun wird.

Wären die großen Kulturen damals zum "1-Euro-Job" gezwungen gewesen, sie wären nie zu solchen Kulturen herangewachsen, denn für großes Denken und Dichten hätte sie einfach keine Zeit und Kraft gehabt. Durch ihre Sklaven konnten die Wissenschaftler und Philosophen ihrer geistigen Muse nachgehen. Sklaven, die wir heutzutage in einer viel besseren Weise haben, als Computer und Maschinen und deren optimaler Einsatz durch die absolut neumodische Arbeitsideologie behindert wird.

Stattdessen wird eine neue Form der Sklaverei erschaffen (nach dem Gefallen von Rainer Hank?), entgegen aller gegebenen Umstände.
Das sind tiefe Abgründe eines gruselig kranken Geistes.

Anonym hat gesagt…

die best idee die ich seit langem gehoert habe. ich selbst stehe nicht vor dem existenz minimum wollte aber eine weiterbildung als it techniker beginnen aber meine lage hat sich in den jahren dramatisch vers claechtert wegen meiner harten arbeit die ich hatte... meine motivation sank auch immer mehr da ich viel erfahr ueber unsere wirtschaft und wie der geldfluss funktioniet. ich kann und will diese scheisse nicht mehr ertragen bitte macht weiter mit dem bge damit menschen wie ich nicht den sinn am leben verlieren und das lernen-machen koennen was sie wollen!

lg gerald aus tirol________________

Anonym hat gesagt…

Der Hank ist gar nicht ernst zu nehmen. Ich habe ihn einmal im Presseclub gehört und ihm gleich darauf eine Mail geschrieben, weil er, obwohl er angeblich in Harvard Ökonomie studiert hat, das grundlegende Prinzip der Ökonomie nicht verstanden hat: Nämlich das Wirtschaftlichkeitsprinzip, welches als Rationalitätspostulat schlechthin gilt. Diese Unfähigkeit wird auch aus seiner Aussage der "Knappheit als Ziel" deutlich, von seinen Unwissenheiten über "Arbeit", "Schlarraffenland" und seinen fantasierten Annahmen über den Menschen mal ganz zu schweigen. Dass er sich auch noch zum christlichen Glauben bekennt, macht es nur schlimmer, denn damit hat er sich offensichtlich noch weniger beschäftigt. Entweder hat er schlichtweg keine Ahnung, oder er vertritt bewusst eine Ideologie, also "... ein Gedankengebäude, das die Macht einer einzelnen sozialen Gruppe rechtfertigt", wie es in einem Buch über Ökonomische Theorie und Christlichem Glauben heißt.

Robert Bleilebens hat gesagt…

Ich kann meinem Vorredner nur zustimmen: Der Mann widerspricht sich selbst: Auf der einen Seite sagt er, Knappheit sei wichtig, weil der Mensch nur dadurch zu motivieren sei und auch nur so herausgefordert sei, so daß auch nur dann das Leben Spaß mache. Auf der anderen Seite sagt er, das Grundeinkommen führe zur Faulheit. Wenn das stimmt (es stimmt natürlich nicht, aber er glaubt es ja!), dann würde ja als Folge dieser Faulheit vieler Menschen viel weniger produziert. Und dann herrscht - na was wohl? - Knappheit! Und eben die hält er doch für unverzichtbar!

Also müßte er doch sagen: Her mit dem Grundeinkommen! Und nicht nur 1.000 Euro; nein, 2.000 Euro! Dann sind die Leute richtig faul und wir haben eine große Knappheit!

Dies zeigt: Der Mann verwickelt sich in Widersprüche, die ihm offensichtlich gar nicht bewußt sind! Ich werde ihm eine Mail schreiben und ihn darauf hinweisen! Mal sehen, ob er antwortet; und wenn ja, was.

politikdesich hat gesagt…

Man merkt deutlich, wie die Diskussion unfruchtbar ist, weil die menschenbildliche Grundhaltung und die seelische Ausgangsposition total verschieden ist.
Hank DENKT über Grundstrukturen des Sozialstaates aus DISTANZ.
Werner FÜHLT sich ein in die seelische Situation des Einzelnen – ausgehend von sich, als einem nachweislich erfolgreichen Macher, der dieses Gefühl des Erfolges auch Anderen zukommen lassen möchte und SEINEN Tatendrang auch bei Ihnen vermutet.
Er fühlt mit und neigt zur Solidarität und möchte daher bedingungslose Entfaltung ermöglichen.
Hank ist distanziert und begegnet dem anonymen Faulenzer mit Mißtrauen.
Er will nicht dafür zahlen müssen, dass andere nichts tun können -. ER arbeitet noch für Geld, nicht um zu leben.
Allein er zahlt jetzt auch schon für die arbeitslos Ausgesperrten. Wohl unter der schläfrigen Dauer-Illusion, die Vollbeschäftigung kommt zurück.
Hank spricht aus der Position des Stärkeren : er fühlt sich zu denen gehörig, die aufgrund glücklicher Umstände und eigenem Talent, eine gute Postion erringen konnten. Er hat keine Probleme, die „Negerjobs“ a` la Hartz IV- Aufstocker die unsere Profit-gesteuerte Wirtschaft aus der gleichen Position heraus diktiert, als zumutbar zu erklären – solange ER selbst sie nicht ausüben und erleiden muss. Er ist seelisch nach wie vor Aristokrat.
Sollte er je selbst einmal das Schicksal eines Leiharbeiters oder Hartz IV -Beziehers auskosten müssen, wäre er ganz schnell kuriert und engagiertester Verfechter eines GE.

Es gibt im Grunde schon beides :
den Arbeitslosen, der sich nach frei wählbarem Engagement sehnt, weil er nicht mit dem Gefühl leben möchte, nutzlos zu sein und ausgegrenzt. Er WILL, will dazu gehören. Leidet.
Und den „Neider“, der auf den Reichtum anderer schaut, dabei aber unterschlägt, dass dieser Arbeit und Engagement voraus setzt.
Die Diskussion leidet unter Halbwahrheiten, denn auch jener „Neider“ hat Recht, da es in unserem System ARBEITSLOSES EINKOMMEN und Reichtum gibt. Und genau das reklamiert der Faulpelz auch für sich – da es ihm ja irgendwo auch vorgelebt wird.
Wollen wir also die Faulpelze motivieren, müssen wir auch das gesellschaftliche Vorbild des nur von seinem Vermögen zehrenden, nicht arbeitenden Reichen abschaffen.
Grundsätzlich wird DIE Gesellschaft die erfolgreichste und beste sein, der es gelingt, ALLE Hände tätig werden zu lassen – egal wie wenig auch immer der Einzelne zum Gelingen des Ganzen beizutragen vermag. Sein Beitrag ist immer gleichbedeutend mit dem sich Zugehörig-fühlen zum Ganzen, zum : WIR – DAS zählt - und bringt die wünschenswerte Perspektive, unter der eine Gesellschaft prosperiert. Ein bGE kann dazu beitragen, vom verbissenen 8 Stunden-Tag wegzukommen, hin zu ganz individuellen Beiträgen des Einzelnen.
Je weniger dies gelingt, um so mehr muss letztlich an Gesetzen erlassen und an Polizei, Gerichten und Gefängnissen vorgehalten werden, was den verfügbaren Wohlstand dezimiert.