04 September 2010
Da capo: im Gespräch
Als im Herbst 2009 an verschiedenen Universitäten weltweit die Studenten auf die Barrikaden gingen, hing im Ausgangspunkt der Revolte, in der Universität zu Wien, ein Transparent mit dem Satz: "Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?" Den Satz pflegt Daniel Häni schon lange sich und anderen als Frage zu stellen. Nun war er Auslöser für Michael Kerbler, Daniel Häni im Rahmen der GLOBArt Academy in Wien zum Radiointerview zu bitten.
Hier ist es zu hören: Da capo: im Gespräch
Und es gab noch einen aktuellen Anlass: in Österreich wird ab September 2010 die Mindestsicherung eingeführt. Kein alleinstehender Erwachsener soll unter ein Gesamteinkommen von 744 Euro rutschen. Für Kinder beträgt die Mindestsicherung 134 Euro. Davon muss alles bezahlt werden. Nur die obligatorische Krankenversicherung wird noch oben drauf spendiert. Voraussetzung: bedingungslose Jobwilligkeit. Von 744 Euro kann keiner lange leben. Soll er oder sie auch nicht.
Bedingungslose 1500 Euro für jeden als Grundeinkommen, das klingt schon anders.
"Aber", fragt Michael Kerbler, "warum, Lieber Herr Häni, frage ich mich, soll ich noch arbeiten, wenn ich 1500 Euro Grundeinkommen habe?"
"Und? Was ist Ihre Antwort?" erwidert Herr Häni. "Ich kann die Frage nicht für Sie beantworten. Ich möchte, dass jeder sie sich selbst beantwortet."
Dumm findet Herr Häni es, wenn man den Leuten nur maximal 744 Euro zugesteht, so dass sie ständig das Geld im Kopf haben müssen, in ihrer Aktivität behindert sind, Junk-Produkte kaufen müssen, kein Geld da ist für qualitativen Konsum. Denn: produziert werden kann genug.
Das Grundeinkommen, gesteht Herr Kerbler, sei für das Gedankengebäude der Mindestsicherung ein Brecheisen. Das Grundeinkommen, sagt Häni, fordert auf, den Begriff der Arbeit wieder freizuschaufeln – was auch schon Arbeit sei. Arbeit, die nicht unbedingt mit Lohn gekoppelt ist. "Wir müssten eine Kultur neu erfinden, wo es um Sinnmaximierung geht."
Was sich mit dem Grundeinkommen in den Unternehmen ändern würde, erklärt der Unternehmer Häni, wie sich die Altersvorsorge entspannen würde und damit auch die Geldanlage in Fonds, die zu Finanzkrisen führen.
Und die Finanzierung des Grundeinkommens? Die Konsumsteuer? Umverteilung? Die Reichen, die Armen? Seit 100 Jahren, sagt Daniel Häni, versuche man eine Gerechtigkeit herzustellen durch progressive Ertragsbesteuerung. Doch die Schere zwischen Reich und Arm gehe immer weiter auf. Zudem sei es eine Illusion zu meinen, Unternehmen zahlten Steuern, Angestellte und Selbständige zahlten Steuern. Alle Steuern sind in die Preise eingerechnet. Daher kommt das Geld. Schon heute trägt alle Steuer immer der Konsument.
Letzte Frage: " Worauf, Herr Häni, kommt es im Leben wirklich an?"
D. Häni: "Dass man tut, was man wirklich will."
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