27 Februar 2009

Anders als man denkt




Als die Finanzkrise aufriss, hätte man denken können, dass nun der Spaten an die Wurzel des Systems gesetzt würde. Doch es wurden Milliarden freigesetzt zur Rettung des Systems; Schulden, die mit ihren Zinsen genau dieses System weiter aufpumpen, das System der Umverteilung von unten nach oben, der Saugpumpe von den vielen hin zu den wenigen. Eine Reichensteuer haben wir nämlich schon. Sie heißt: Zinsen. Im Jahr 2000 zahlte jeder Haushalt in Deutschland im Durchschnitt 9700 Euro Zinsen an die Reichen. Ein Drittel in allen Preisen war für Zinsen. Schon 1993 machten die Zinserträge 80 % der Neuerspranisse bei den Vermögensbeständen aus. Irgendwo muss das Geld ja her kommen. Es fliegt aus den Taschen der Massen. Ein größer werdender Teil der Bevölkerung verarmt. Die Massenkaufkraft nimmt ab. Das drosselt die Wirtschaft. Der gigantisch wachsende Überhang an Geldvermögen sucht immer mächtiger Anlagemöglichkeiten für Rendite. Die Realwirtschaft gibt dafür schon lange nicht mehr genug her. Also geht das Geld in immer riskantere Spekulationsgeschäfte.
Dass die bösen Buben gierig sind, fordert die Logik des Systems. In das sollen wir – oder wer? – wieder vertrauen?

Wirtschaftlich gesehen ist es der blanke Unsinn, Menschen mit Niedriglöhnen klein zu halten und mit amputierenden Sozialgeldern abzustrafen. Die Unterversorgung von Teilen der Bevölkerung mit Geld ist krank wie ein schlecht durchbluteter Körper. Die automatisch wachsenden Geldvermögen sind krank wie Gewebe, das zu wuchern beginnt und seinen Wirt auffrisst. Wirtschaftlich gesund ist es, wenn die Kaufkraft in der breiten Bevölkerung ist und dem entspricht, was die Wirtschaft an Gütern und Diensten zu liefern in der Lage ist. Denn dafür ist das Geld da: Damit gekauft werden kann, was herzustellen ist und hergestellt werden kann, woran Bedarf besteht.
Wir leben nicht vom Geld, wie leben von Waren. Von denen gibt es genug. Was also soll der Geiz? Wie soll das weitergehen ohne Grundeinkommen?


Anders als man denkt

Vor zwei Monaten hätte man vielleicht noch denken können, dass die Bewegung für ein Grundeinkommen stärker wird, wenn sich immer mehr Gruppen bilden, die sich im Netzwerk Grundeinkommen einfinden. Dann kam Susanne Wiest mit ihrer Petition an den Bundestag, und 50.000 fanden sich darunter ein. So einfach hatte sie den Petitionstext formuliert, dass die Rechtgläubigen vom Netzwerkrat sich distanzierten. Geht das, dass eine Jede nach eigener Fasson ihre Vorstellung zum Grundeinkommen öffentlich äußert? Und nicht vorher klein gerechnet, nicht kompatibel für eine gähnende Übergabe an sauertöpfische Politiker, aber geradewegs in den Bundestag geschossen?
Es geht. Es geht nämlich nicht um Parteien, sondern um eine Idee, nicht um das Papsttum der richtigen Meinung sondern um die unverhohlene eigene Haltung.
Die Jeanne d’Arc aus Greifswald hat das vor gemacht.

Als die Zahl der Mitzeichner der Petition anzog, hätte man denken können, dass nun ein Zeichen gesetzt würde für die Damen und Herren Parlamentarier. Wenn die Zahl von 50.000 Mitzeichnern überstiegen würde, hieß es, dann müsste sich der Bundestag damit beschäftigen. Doch dann brach der Server für die Mitzeichnungen zusammen. Für so viele Mitzeichner war er gar nicht eingerichtet. Wer hätte auch vorher gedacht, dass die Demokratie eine Bevölkerung hat. Immerhin, aufgrund der technischen Schwierigkeiten wurde die Frist für die Mitzeichnung verlängert. Und am End der Frist waren es dann – trotzdem der Server ständig überlastet und ständig eine unbekannte Anzahl Mitzeichnungswilliger draußen blieb – 52.979.

Da hätte man denken können, das sei ein Erfolg. Der Bundestag muss sich damit auseinandersetzen. Ein Erfolg war es auf Seiten der Aktion, der Aktivierung so vieler Menschen – die nun übrigens nicht unaktiv bleiben!
Aber was die Marke 50.000 anbelangte, kam raus, dass diese Anzahl nur eine Verbindlichkeit hat, wenn sie in den ersten drei Wochen einer online Petition zustande kommt.
Wie soll das gehen mit einem Server, der so viele in so kurzer Zeit gar nicht verkraftet?
So ganz ernst scheint das mit dem Petitionsrecht nicht gemeint zu sein. Es stammt auch wahrlich nicht aus der Demokratie, sondern aus ganz fernen Kaiserzeiten.
Da merkten 52.979 Menschen, dass sie anstatt eines Ersuchens an den Kaiser doch lieber ein demokratisches Mitspracherecht hätten. Direkte Demokratie. Und dass man das Grundeinkommen besser nicht bittend an die Parlamentarier abgibt – eigentlich ja auch keine demokratische Geste – sondern als Bevölkerung selbst einführt. Volksabstimmung.
Das geht nicht? In der Schweiz geht das ganz gut. Deutschland ist dafür zu groß? Dann müsste man es kleiner machen – wenn das der Grund wäre. Der Grund sind aber Filz und politische Besitzstände. Das Grundeinkommen bringt die Demokratie voran. Wie soll die weitergehen ohne Grundeinkommen?


Anders als man denkt

Als wir jetzt vor einem Jahr in den Katakomben der Filmwerdung ackerten und mancher Gast im Studio uns versicherte, dass daraus bestimmt nichts für die Öffentlichkeit würde, kein Film, sondern eine Zumutung, als wir im Spätsommer dann doch mutige 3000 DVDs pressen ließen, da dachten wir, dass das viel sei. Und dass es gut sei, wenn die wirklich angefordert werden.
Fünf Monate später haben über 100.000 Menschen den Film gesehen.

Am 22. Februar waren die Zahlen so:
Film und Trailer bei Kultkino 59'479 (archive.org)
Film bei Dailymotion 18'636
Trailer bei Youtube 25'016
Film bei dotsub 5270
Trailer bei dotsub 1243
Aufführungen 89
Versandte DVD's 12'000 plus X private Kopien

Beziehen kann man die DVD
in Deutschland beim Institut für Kino- und Filmkultur,
in der Schweiz beim kultkino in Basel oder bei Filme für die Erde


Anders als man denkt

Als der Film zum Grundeinkommen zum Erfolg wurde, dachten wir, dass sich vielleicht jemand meldet, der ihn ins Englische übersetzt. Oder ins Französische oder Spanische, in eine der Weltsprachen. Aber die ersten, die zur Übersetzung stürmten, waren Leute aus Bratislava. (Wer es nicht weiß: Das liegt 50 Kilometer östlich von Wien und hieß früher Pressburg)
Jetzt haben sie dem Film eine eigene Website gebaut und wollen bald eine DVD herausgeben mit slowakischen Untertiteln und – wahlweise – slowakischem Sprecher. 1000 Landleute haben die Fassung mit den Untertiteln bereits gesehen. Und deren Reaktionen, heißt es, waren sehr positiv. Immerhin hat an der Übersetzung auch die slowakische Übersetzerin des Werkes von Arthur Schopenhauer mitgewirkt.


Weitere Übersetzungen des Trailers und des Filmes sind in Bearbeitung:
Französisch, Italienisch, Rumänisch, Englisch, Holländisch, Catalan/Valencian, Spanisch/Castilian, Portugiesisch, Schwedisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch, Hebräisch, Griechisch, Japanisch.

26 Februar 2009

Enno Schmidt in Ulm und Bad Homburg



Freitag 6. März 2009, Stadthaus Ulm, 20 Uhr
Geld, Macht, Ohnmacht:
Der freie Markt –
Fundament einer sozialen Gesellschaft?

Im Gespräch mit Oswald Metzger, Dr. Ing. Gustav Ost, PD Dr. Dirk Solte und Enno Schmidt
Eine Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren Ulm

Samstag, 7. März 2009, Gemeindehaus der Pfarrkirche St. Marien, Bad Homburg, 19.00 – 20.30 Uhr

Stand Up-Diskussion zum Thema
Bedingungsloses Grundeinkommen – Weg aus der Armut?
Vertreter Pro: Enno Schmidt (Filmemacher)
Vertreter Contra: Prof. Dr. Heiner Ludwig (TU Darmstadt)

Veranstalter: Evangelisches Dekanat Hochtaunus, Katholische Kirche-Pastoraler Raum Bad Homburg, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)

18 Februar 2009

Die erfolgreichste E-Petition



50.000 Stimmen für Grundeinkommen für alle

"Diese Geschichte könnte ein Lehrstück werden, wie sich im Multimedia-Zeitalter eine Form von direkter Demokratie durchsetzten kann: Auf der Internetseite des Bundestages hat man die Möglichkeit, Petitionen einzubringen. Der Wunsch einer Bürgerin nach einem bedingungslosen Grundeinkommen zieht jetzt zehntausende auf die Seite."

Artikel von Thomas Vitzthum in Welt online lesen - mit Umfrage

Am Wochenende in Köln



Gesehen und fotografiert von Valentin Vollmer

Heute in Wien

"Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging es um die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts geht es um die Einführung des allgemeinen Einkommensrechtes. Ein Film-Essay von Daniel Häni und Enno Schmidt"

Heute um 19.00 in Wien

17 Februar 2009

GRUNDEINKOMMEN 50'000



Herzliche Gratulation an ALLE!
Und das ist ja erst der ANFANG...

Neues Deutschland? - Interview mit Susanne Wiest



Susanne Wiest hat am 29. Dezember 2008 eine Petition zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommen beim deutschen Bundestag eingereicht. Heute, am letzten Tag an dem die Petition mitgezeichnet werden kann, werden es über 50'000 Menschen sein, die diesem Anstoss ihre Stimme geben. Und das ist ja erst der Anfang.

Wer wissen möchte, wie und was die Initiantin denkt, wie sie lebt und was für Motive sie hat, liest am besten dieses Interview im "Neues Deutschland":

Ein anderes Leben ist möglich

Auszug aus dem Interview:

"Sie sind für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Sind Sie auch links?


Susanne Wiest: Ich bin weder links noch konservativ. Ich denke, die Frage nach dem bedingungslosen Grundeinkommen ist überparteilich. Das ist ein Gesellschaftsmodell und Ausdruck des Wunsches, dass alle gesellschaftlichen Strömungen zusammenfinden und konstruktiv daran arbeiten. Abgrenzung nehme ich nicht mehr vor. Es ist nicht mehr zeitgemäß, sich angesichts der Probleme, die es heute gibt, an Parteizugehörigkeit zu klammern. Aber hätten Sie mich vor fünf Jahren gefragt, hätte ich gesagt, ich bin eher links orientiert. Heute finde ich Sachorientierung wichtig, und die Frage, wie kann man was auf welche Weise lösen. Da müssen alle zusammen arbeiten."

13 Februar 2009

11 Februar 2009

Grundeinkommen bei "Filme für die Erde"



Der Film zum Grundeinkommen wurde in die Auswahl bei "Filme für die Erde" aufgenommen.

Grundeinkommen - Ein Kulturimpuls

"Filme für die Erde bezweckt, ausgewählte Dokumentar-Filme zu möglichst vielen Menschen zu bringen. Fokus sind dabei Filme, welche den Einfluss des Menschen auf den Planeten Erde aufzeigen und/oder Achtung und Wertschätzung für die Schöpfung wecken."

Filme für die Erde Blog
Wir stellen vor: Let’s make money und Grundeinkommen

Zur Auswahl:
Eine unbequeme Wahrheit, We Feed The World, Die Reise der Pinguine, The Oil Crash, The Power of Community, The Corporation, Manufactured Landscapes, ...

DVD's bei Filme für die Erde bestellen

10 Februar 2009

Post aus Davos



Aus den Schweizer Bergen erreichte uns heute dieses aufschlussreiche Bilddokument kommentarlos.

Susanne Wiest - Ansprache in Hannover



Susanne Wiest am 29. Januar 2009 in Hannover an der Veranstaltung: "Grundeinkommen ist machbar".

Und hier ein schönes Portrait der Initiantin der Petition
in der TAZ

09 Februar 2009

Unbürokratische Spontanlösung – Fristverlängerung

Moderator 6, Jost G. Martin, teilte der Hauptpetentin Susanne Wiest mit, man habe nach einer Krisensitzung aufgrund der technischen Probleme beschlossen, die Mitzeichnungsfrist der Petition für ein Grundeinkommen um eine Woche zu verlängern. Bis zum 17.02. einschließlich kann also noch gezeichnet werden.

Das ist fair. Aber darf der/dürfen die das überhaupt, einfach so eine Fristverlängerung beschließen?
Das Forum der Petition jedenfalls schließt wie gehabt am 10. Februar. Und die technischen Probleme sind nicht behoben. Was bringt die Fristverlängerung, wenn weiterhin nur mit Glück und Zufall vereinzelt mitgezeichnet werden kann?
Müsste die Fristverlängerung denn jetzt nicht auch für alle anderen Petitionen gelten, die ja alle von den technischen Problemen behindert sind?
Müsste es jetzt nicht auch technische Hilfestellung geben, wenn man den komplizierten Zeichnungsvorgang nicht schafft und in Fehlermeldungen verendet?
Müsste es nicht deutliche Hinweise geben, wie man die Petition per Brief oder Postkarte mitzeichnen kann?

Es besteht Gesprächsbedarf. Es besteht Klärungsbedarf.

Demokratie – nicht eingerichtet für die Teilnahme der Bevölkerung




Tanja Ries aus Berlin schreibt dem Bundespräsidenten

Der Server für die e-Petitionen an den Deutschen Bundestag kam am Wochenende zum Erliegen. Tausende konnten ihren Willen nicht mehr kundtun und die Petition zum Grundeinkommen nicht mehr unterzeichnen. Und das zwei Tage vor Ende der Zeichnungsfrist. Ursache ist eine Technik, die nicht für eine tatsächliche Inanspruchnahme demokratischer Rechte ausgelegt ist.

Tanja Ries hat einen Brief an den Bundespräsidenten geschrieben, in dem sie auf den demokratischen Mangel hinweist.
Der Brief kann hier online eingesehen und mit unterschrieben werden: http://www.bgeinfo.de/


Dass die Website des Bundestages für e-Petitionen nicht nur unansehnlich und benutzerunfreundlich ist, sondern technisch veraltet – obwohl neu eingerichtet – und in ihrer Kapazität nicht für eine ernsthafte Teilnahme der Bevölkerung geeignet ist, war schon lange bekannt.
Bericht vom 10.11.2008:
http://www.perl-blog.de/2008/11/bundestag-web-einsnull.html
Bericht vom 07.02.2009:
http://www.perl-blog.de/2009/02/petitions-system-des-bundestages-bricht.html


So bringt diese Petition viel mehr als "nur" das Grundeinkommen ins Gespräch!
Anfang Januar 2009 waren ca. 18.000 NutzerInnen bei epetition.bundestag.de regristriert, ca. 350 Petitionen befanden sich in der parlamentarischen Prüfung, darunter etwa 5 mit mehr als 1000 MitzeichnerInnen. Trotz Pannenwochenende und Serverknick sind es heute bereits mehr als 20.000, die diese eine Petition gezeichnet haben.

ZUR PETITION

04 Februar 2009

Ostsee Anzeiger - Grundeinkommen auf Titelseite




Eine Idee hat Konjunktur

Nicht Berlin, nicht Frankfurt, nicht Zürich, sondern Mecklenburg-Vorpommern. An der Ostsee da geht was: Ina Schwarz, Redaktorin beim Ostsee Anzeiger, bringt eine ausführliche Besprechung der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens als Titelgeschichte mit Interview und Kolumne:

Titelseite:
Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen berührt immer mehr Menschen

Interview:
Jeder Mensch ist eine ganz handfeste Vision

Kolumne
Mut zum Wandel


Die Artikel im Ostsee-Anzeiger online

03 Februar 2009

Petition an den Bundestag - über 10'000 mal gezeichnet!


Susanne Wiest am Kongress "Mut zum Wandel" in Hannover

Die Petition an den Bundestag für ein bedingungsloses Grundeinkommen wurde bereits über 10'000 mal gezeichnet!
Wer noch zeichnen möchte, kann das bis zum 10. Februar tun

Radio-Interview mit der Initiantin der Petition, Susanne Wiest aus Greifswald:
"Wenn man etwas will, findet man auch einen Weg"

02 Februar 2009

Das Potenzial der Krise - Theater Freiburg



Das Theater Freiburg inszeniert im Rahmen der Thementage "CAPITALISM NOW - das Potential der Krise" einen Round Table mit Claus Schäfer, Max Otte, Enno Schmidt und Daniel Häni.

Sonntag 15. Februar 12.00

Im Rahmen der Thementage zeigt das kommunale KINO Freiburg den Film zum Grundeinkommen:
Fr 13.02., 19:30 So 15.02., 19:30, So 22.02., 21:30