29 August 2006

24 August 2006

Bürgergeld oder Lohnarbeit?




Interview mit Prof. Herbert Schui zum Grundeinkommen auf kanalB.


Er möchte durch das Wiederereichen der Vollbeschäftigung dem repressiven Charakter der Erwerbsarbeit den giftigen Zahn ziehen. Klingt utopisch...

Hören und schauen sie selber:
link zu kanalB

19 August 2006

"Schlachtopfer des Fleisses"



"Lösen sich die Grenzen zwischen Arbeit und Spiel allmählich auf?"

So titelt ein schöner Text von Siglinde Geisel in der Rubrik Zeitzeichen in der NZZ vom 18. August. Die Autorin (*1965) geht der gestellten Frage fassettenreich nach und gipfelt in einem Satz, den wir herausheben wollen:

"Gar nichts tun ist eine besondere Kunst. Man muss jene quälende Leere aushalten, die jederzeit in Kreativität umschlagen kann."

"Schlachtopfer des Fleisses" ist übrigens ein Zitat von Friedrich Nietzsche (im Bild). Mit Nietzsche endet Frau Geisel auch ihren Artikel: "Für den Denker und für alle empfindsamen Geister ist Langeweile jene unangenehme Windstille der Seele, welche der glücklichen Fahrt und den lustigen Winden vorangeht".

p.s.
Natürlich kommen auch Schillers treffende Worte aus seinen Briefen "über die ästhetische Erziehung des Menschengeschlechts" vor:
«Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.»

Link zum Text in der NZZ

17 August 2006

Das "Thüringer Modell"



Deutscher Ministerpräsident macht einen Vorschlag für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dieter Althaus (CDU) ist Ministerpräsident des Bundeslandes Thüringen.

Dieter Althaus geht von folgender Bestandsaufnahme aus:

Die Würde des Menschen muss gewahrt bleiben. Die Arbeitslosigkeit wächst. Niedriglöhne sind nicht mehr existenzsichernd. Die Sozialleistungen Hartz IV und Arbeitslosengeld II sind stigmatisierend und geben keinen Leistungsanreiz, da ein Zuverdienst fast vollständig eingerechnet wird. Die Menschen wollen arbeiten. Die Schwarzarbeit macht in machen Branchen bis zu 40 % aus. Das Sozialversicherungssystem hält sich in Deutschland nur noch durch eine zusätzliche Steuerfinanzierung von 40 %. Die Sozialversicherungsbeiträge steigen, während die Leistungen sinken. Insbesondere bei den Renten. Die öffentlichen Haushalte sind mit 1,5 Billionen € verschuldet. Die Bürokratie wächst. Der Kontrollaufwand staatlicher Leistungen ist oft höher als die Leistungen. 155 Sozialleistungen werden von 37 verschiedenen Stellen ausgegeben.

Beachten Sie folgende Links des Ministerpräsidenten:

Das solidarische Bürgergeld


Thesen

Fragen und Antworten

Kurze Zusammenfassung:

Das "Thüringer Modell" für ein bedingungsloses Grundeinkommen sieht vor:
- Es steht jeder Bürgerin und jedem Bürger zu, die mindestens seit zwei Jahren ununterbrochen einen festen Wohnsitz im Land haben.
- Es beträgt 800 € monatlich
- Es beträgt für Kinder und Jugendliche bis zu ihrem 18. Lebensjahr 500 € monatlich, die an die Eltern ausbezahlt werden.
- Es beinhaltet immer 200 € Krankenkassenbeitrag, der direkt an die Krankenversicherung abgeführt wird. Die Krankenkasse kann frei gewählt werden. Es besteht Wettbewerb unter den Krankenkassen bezüglich der angebotenen Leistungen. Es besteht die Möglichkeit der Höherversicherung. Es besteht die Möglichkeit von Beitragserstattungen. Aber es besteht nicht die Möglichkeit eines geringeren Beitrages als 200 € im Monat.
- Einkommen über das Grundeinkommen hinaus bis zu 1600 € unterliegen einem Steuersatz von 50 %.
- Einkommen über das Grundeinkommen hinaus ab 1600 € unterliegen einem Steuersatz von 25 %, wobei das Grundeinkommen dann auf 400 € reduziert wird.
- Ab einem Einkommen von mehr als 2000 € über dem Grundeinkommen greift eine progressive Einkommenssteuer.
- Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer entfallen, wie auch die bisherigen Sozialleistungen: Wohngeld, Kindergeld, Arbeitslosengeld usw.
- Personen mit Behinderungen und in besonderen Lebenslagen erhalten einen individuell bedarfsorientierten Zuschlag.
- Menschen ab 67 Jahren erhalten einen Rentenzuschlag.

Die Kosten für dieses solidarische Bürgergeld liegen unter 600 Milliarden € gegenüber jetzt weit über 700 Milliarden € Sozialkosten. Finanziert werden soll das solidarische Bürgergeld und die Zuschläge vor allem durch die 50 % bzw. 25 % Steuern auf das zusätzliche Einkommen. Sowohl in die Staatskasse als auch an die Krankenversicherungen fließt mehr Geld als bisher. Und das noch ungerechnet der Einsparungen an bürokratischem Aufwand.

Klaus Maria Brandauer für ein Grundeinkommen




Der Regisseur, Film- und Theaterschauspieler Klaus Maria Brandauer aus Österreich tritt für ein Grundeinkommen ein.

"Die Gesellschaften Europas können sich das leisten."

In der Zeitschrift «Galore» erklärte er, da nicht mehr alle einen bezahlten Beruf ausüben können, müsste den Menschen die Möglichkeit des Lebens anders finanziert werden. Es gehe darum, den Menschen Gehör zu verschaffen.

15 August 2006

Interview mit Wolf Lotter im Migros-Magazin



Wolf Lotter:
"In der Schweiz ist das Wort Bürger noch ein Wertbegriff, in der EU ein Schimpfwort. In der Schweiz hat man noch Rechte und Pflichten, die Menschen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand."

Link zum Interview
Aus dem Migros-Magazin! Nr. 33

Ein spannendes polemisches Interview vom brand eins Mann - dort zuständig für Schwerpunkte und Entwicklung - nicht direkt zum Grundeinkommen, aber zu seiner Begründung.

Am 4. Oktober liest Enno Schmidt in Basel aus dem neusten Buch von Wolf Lotter:Verschwendung - Wirtschaft braucht Überfluss

Siehe: Veranstaltungshinweise pdf s. 35

13 August 2006

Veranstaltungsreihe in Basel - Vorankündigung



Einkommen schafft Arbeit - Mehrwert durch Grundeinkommen

Eine 12-tägige Veranstaltungsreihe in der ehemaligen Schweizerischen Volksbank zum Thema Grundeinkommen. Di. 26. September bis Sa. 7. Oktober, unternehmen mitte, Basel.

Programm-Flyer PDF

Programmheft PDF 2.5 MB

Am 24. August erscheint das ausführliche Prgrammheft als hübsches, kleines informatives A6 Booklet mit Bildern, Texten und Zeichnung.
Senden Sie uns ihre Adresse, oder ein an Sie adressiertes und frankiertes Couvert an:
Initiative Grundeinkommen
unternehmen mitte
Postfach
4001 Basel
Wir senden Ihnen gerne die Gewünschte Anzahl Programmhefte zu.

Weiter Informationen folgen hier auf dem NEWS BLOG und in unseren nächsten INFOMAILS

08 August 2006

Was würden Sie...



Seit 3-4 Monaten stellen wir diese Frage auf unserer Website, auf Postkarten und einzelnen Plakaten. Die Antworten die an uns zurückgelangen sind oft sehr interessant, zum teil rührig, mache berühren und können einen auch betroffen machen. Eine dieser Antworten stellen wir heute auf den NEWS BLOG:

"Auch ich gehöre zu denen, die nicht glauben, dass mit einem Grundeinkommen das allgemeine Faulenzen ausbrechen würde. Sicher würden sich manche eine Auszeit gönnen, die beruflich überlastet und gestresst sind. Aber danach hat man wieder Energie und möchte etwas tun! Nichtstun macht auf Dauer nicht glücklich. Arbeit hat etwas Befriedigendes. Sie ist Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit auszudrücken und durch die Rückmeldung der Mitmenschen, die das Produkt meiner Arbeit konsumieren, ist sie auch Quelle der Selbstbestätigung und Anerkennung. Auf diese wunderbaren "Streicheleinheiten" will bestimmt keiner verzichten! Durch ein Grundeinkommen wäre uns erst mal viel Zwang, Druck und Belastung genommen. Jemand, der heute arbeitslos ist, schreibt hunderte von Bewerbungen, bietet sich an wie ein Stück Vieh und bekommt nirgends eine Chance. Und er denkt, er sei ein schlechter Mensch, wertlos für die Gesellschaft. Durch diese ständige Ablehnung liegen so viele Talente und Fähigkeiten brach, ein riesiges Potential wird hier einfach ignoriert.
Weit über seine beruflichen Qualifikationen hinaus, hat jeder Mensch noch zahlreiche andere Begabungen, die keine Berufsbezeichnung haben, die aber genauso sinn- und wertvoll sind und dadurch, dass das Grundeinkommen gesichert ist, könnten all diese Menschen endlich tätig werden, sich einbringen. Auch Menschen, die heute nur eingeschränkt erwerbsfähig sind, z. B. aus gesundheitlichen Gründen, wären dadurch produktiver, weil sie eine Menge anderer Fähigkeiten einbringen könnten, für die sich im derzeitigen System niemand interessiert. Wenn ich ein gesichertes Einkommen hätte, würde ich erst mal in die Natur hinaus gehen, tief durchatmen und sämtliche Zwänge abstreifen, besonders die Schuldgefühle, die einem von der Gesellschaft übergestülpt werden. Und danach würde ich richtig durchstarten. Mal zeigen, was in mir steckt! Und viel freudiger und glücklicher an alles herangehen als bisher! Warum sind manche arbeitsunwillig? - Weil die Bedingungen schon so unmenschlich geworden sind. Wird das wieder der menschlichen Leistungsfähigkeit angepasst, kann man wieder ohne Angst vor Kündigung oder anderen Repressionen arbeiten, wird man wieder viele für Erwerbstätigkeit gewinnen!"

Andrea Pirringer (*1971), mehrere abgeschlossenen Ausbildungen, Rosenheim

wir bedankten uns bei frau pirringer:

"liebe andrea pirringer
besten dank für ihre antwort - das haben sie alles sehr treffend beschrieben!
wir haben Ihre Antwort auf unsere website aufgenommen.
im herbst werden wir in basel eine grössere veranstaltungsreihe zum grundeinkommen organisieren.
sie sind dazu natürlich herzlich eingeladen!
mit besten grüssen
enno schmidt und daniel häni"

woraufhin sie uns schrieb:

"sehr geehrte herr häni und herr schmidt
vielen dank für das lob und die nette einladung. leider werde ich dieser nicht nachkommen können (ich würde gerne an vielen veranstaltungen teilnehmen), denn in unserem lande wird der druck auf die arbeitslose bevölkerung immer mehr erhöht. das gleicht schon fast einer ausgangssperre. die kontrollwut kennt keine grenzen. nun hört man auch vereinzelt stimmen, die den derzeit bestehenden urlaubsanspruch für arbeitslose abschaffen wollen. das gleicht immer mehr dem offenen vollzug. man darf zwar noch vor die tür gehen, aber der radius wird immer weiter eingeschränkt. so bin ich seit jahren nicht weiter als 70 km verreist. man muss einen antrag stellen, der nicht immer bewilligt wird. die bearbeitungszeit beträgt mindestens eine woche. und allein aufgrund der tatsache, dass man die courage hat, einen urlaubsantrag zu stellen, muss man mit diversen repressionen rechnen.
so grüsse ich Sie aus der ferne,
mit den besten wünschen
a. pirringer"

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