27 April 2006

Neues Buch von Georg Vobruba

Georg Vobruba, "Entkoppelung von Arbeit und Einkommen. Das Grundeinkommen in der Arbeitsgesellschaft"
Wiesbaden 2006: VS Verlag, 211 S.

Aus dem Inhalt:
Vollbeschäftigung: Das falsche Problem - Recht auf Arbeit? - Die Entkoppelung von Arbeit und Einkommen - Arbeiten und Essen - Wege aus der Flexibilisierungsfalle - Der Arbeitsmarkt: Ein Markt? - Ende der Vollbeschäftigungsgesellschaft - Income Mixes: Die neue Normalität nach der Vollbeschäftigung - Die flexible Arbeitsgesellschaft.
Für die Entkoppelung von Arbeit und Einkommen zu argumentieren, erübrigt sich. Dieser Prozess findet ohnehin statt, er wird aber kaum verstanden und keineswegs angemessen politisch reguliert.

Über den Autor:
Professor Dr. Georg Vobruba ist am Institut für Soziologie an der Universität Leipzig tätig.

25 April 2006

Geld sei Eigentum der Gemeinschaft

"Bereits im späten 14. Jahrhunderts wird der Charakter des Geldes im Sinne von "Geld kennt keinen Herrn" erkannt. James Buchan berichtet von Bischof Oresme, der, obwohl als Bischof und Grundherr der alten Nomenklatura verpflichtet, sich entschieden auf die Seite des harten Geldes stellt. Geld sei nicht Eigentum des Fürsten, sagt er, sondern der Gemeinschaft, die es verwendet; und drohend erklärt er, Fürsten, die ihr Geld missbrauchten, würden ihre Reiche einbüßen."

(Aus: "Verschwendung", Wolf Lotter, Hanser Verlag, 2006)

Lob des Müßiggangs

Bertrand Russel, britischer Philosoph, schreibt in "Lob des Müßiggangs":

"Guten Mutes zu sein, ist die sittliche Eigenschaft, derer die Welt vor allem und am meisten bedarf [...] Mit den modernen Produktionsmethoden ist die Möglichkeit gegeben, dass alle Menschen behaglich und sicher leben können; wir haben es statt dessen vorgezogen, dass sich manche überanstrengen und die anderen verhungern. Bisher sind wir noch immer so energiegeladen arbeitsam, wie zur Zeit, als es noch keine Maschinen gab. Das war sehr töricht von uns, aber sollten wir nicht auch irgendwann einmal gescheit werden?"

(Aus: "Verschwendung", Wolf Lotter, Hanser Verlag, 2006)

24 April 2006

Das kollektive "Sollen sie doch Kuchen essen"

Wolf Lotter schreibt Leitartikel in brand eins und in seinem neu erschienenen Buch "Verschwendung":

"Buchhalter waren immer ganz besondere Untertanen, privilegierte Beamte des Staates, deren große Stunde aber erst mit der industriellen Revolution schlug. Sie wurden die Herren über Zahlen und Zeit. Bis heute hüten Buchhalter und ihre Verwandten, die Controller und Finanzvorstände, die damals eingeleitete Trennung von Sinn und Form eines Unternehmens, [...]

Mit der Zeit wurde diese bürokratische Komponente so dominant, dass es scheint, als wäre jegliche Innovation nichts anderes als ein gezielter planerischer Akt. Diese Vorstellung bestimmt seit langem unser Denken über Innovation, und sie ist im neuen Zeitalter der Vielfalt äußerst hinderlich. [...]

Der Beamte sieht die Welt aus seinem statischen Gebilde heraus – zumindest kann er sich das erlauben. Die nicht unkündbaren, nicht "total gesicherten" Existenzen hingegen müssen sich einer Vielzahl an Veränderungen stellen. Wirklich problematisch aber ist daran, dass die, die in statischen, sicheren Lebensbehältern existieren – Beamte oder Machthaber –, denjenigen, die weitaus mehr Lebensrisiken ausgesetzt sind, denen, die der Vielfalt begegnen, ständig die Regeln diktieren. Dies ist ein Widerspruch, der letztlich in einen neuen Kulturkampf bisher ungeahnter Dimensionen münden muss. Es ist das kollektive "Sollen sie doch Kuchen essen" [1] der Bürokratie und ihrer Institutionen, das den Menschen, die sich heute dem Vielfaltsprozess stellen müssen, entgegenschallt."

[1] [Als die hungernde Masse revoltierend vor Versaille aufzog, fragte Marie Antoinette, Königin von Frankreich, einen bei ihr stehenden Offizier, was die Leute denn wollten, was sie denn da schrien?
"Majestät," erklärte der, "die Leute hungern, sie haben kein Brot."
"Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen."
S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche.

Dieser Satz wird Marie Antoniette zugeschrieben - die Legende will es so, Inbegriff fatalster Ignoranz der Herrschenden - stammt aber aus Jean-Jacques Rousseaus "Confessions", verfasst 1765-70, als Marie Antoinette noch ein Kind war, und ist dort zugewiesen einer 'großen Fürstin'.]

23 April 2006

"Wenn Geld still steht, ist es kein Geld mehr." Georg Simmel

"An den Fortschritt zu glauben bedeutet, an das Neue zu glauben." Wolf Lotter

u.a. bezogen auf das Grundeinkommen.

Wirtschaft braucht Überfluss

Wolf Lotter, Wirtschaftsjournalist, schreibt in seinem neuen Buch "Verschwendung":
"Mit einem Grundeinkommen würden sich die Arbeitsanbieter endlich in Waffengleichheit mit den Arbeitgebern befinden. Das würde zunächst die Arbeitgeber dazu bewegen, der Verknappung durch eine Verbesserung ihrer Leistung entgegenzuwirken.[...]
Nicht Erwerbsarbeit, organisierte Zwangsarbeit also, sondern freie Tätigkeit hilft, die Konkurrenz zu beleben. Früher hieß es: Niemand tut, was er nicht muss. Heute gilt: Jeder tut, was er für richtig hält. Die Menschen werden nicht aufhören, tätig zu sein, wenn sie der elementarsten Zwangslage entwachsen sind. [...]

Arbeit [...] macht, wo man an der Einheitsarbeit festhält, auch arm, weil sie Automation und Fortschritt hemmt. Wo krampfhaft – und natürlich staatlich gefördert – nach Produktionsstandorten gesucht wird, entsteht nichts weiter als das Museumsdorf einer abgelaufenen Epoche."

'working poor' und Armutsrisiko

Carlo Knöpfel, Caritas Schweiz, schreibt in "Wohlstand durch Gerechtigkeit":
"Der Wandel der Arbeitsverhältnisse im Sog der Globalisierung der Wirtschaft und des technologischen Fortschritts führt immer mehr Erwerbstätige in prekäre Beschäftigungsverhältnisse und lässt die Zahl der working poor anwachsen.
Denjenigen, die den Anforderungen des flexibilisierten Arbeitsmarktes nicht genügen, droht Langzeitarbeitslosigkeit und damit nicht nur der Ausschluss vom Arbeitsmarkt, sondern auch von den sozialen Sicherungssystemen, die auf der Erwerbsarbeit gründen.
Gleichzeitig wandeln sich die sozialen Lebensformen. Die Netze der familiären Solidiarität werden brüchiger. Die Zahl der Alleinlebenden und Alleinerziehenden ist stark angestiegen. Zusammen mit kinderreichen Familien sind sie einem besonders hohen Armustsrisiko ausgesetzt."

21 April 2006

Stern: Das Interview mit Götz Werner zum Grundeinkommen.

"Das manische Schauen auf Arbeit macht uns alle krank" - Götz Werner, Chef der Drogeriekette dm, fordert im stern-Gespräch Revolutionäres: ein Grundeinkommen für alle - und das lebenslang.

Im Vorfeld des Interviwes gab es bereits Vorabmeldungen vom Stern und dem Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel'.

"Hartz IV ist offener Strafvollzug. Es ist die Beraubung von Freiheitsrechten. Hartz IV quält die Menschen, zerstört ihre Kreativität."

Werner erneuerte seine Forderung nach einem Grundeinkommen von bis zu 1500 Euro für alle und lebenslang: "Ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Auflagen, ohne Formulare", das es den Menschen ermöglichen solle, "ein Leben in Würde und frei von Existenzängsten" zu führen.

Link:
Zum Interview auf stern.de.

16 April 2006

Arbeitslosenzahlen in der Schweiz höher als vermutet

Hans Schäppi, Gewerkschaft UNIA, schreibt im neu erschienen Buch Wohlstand durch Gerechtigkeit:

Etwa 60.000 Personen arbeiten in Beschäftigungsprogrammen oder mit Zwischenverdienst, was die Zahl der Stellensuchenden laut Seco [Staatssekretariat für Wirtschaft, Sommer 2005: 150.000 Personen arbeitssuchend, Arbeitslosenquote 3,8 Prozent] auf 210.000 Personen oder auf eine Quote von 5,2 Prozent erhöht. [...] Nicht eingerechnet in die Erwerbslosigkeit sind Personen, die wegen des Wegfalls des Arbeitsplatzes vorzeitig pensioniert oder über die Invalidenversicherung aus dem Arbeitsprozess ausgesteuert sind. Während in den 1980er Jahren noch viele handicapierte Personen in den Arbeitsprozess integriert werden konnten, sind sie in den 1990er Jahren verstärkt aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden, wodurch die Invalidisierungsquote rasch angestiegen ist. [...] Dies hat dazu geführt, dass heute die Versicherungsfälle strenger gehandhabt werden und die dadurch eingesparten Kosten bei der Sozialhilfe der Kantone anfallen.
[Wo dann wiederum die Sozialhilfe reduziert wird um Kosten zu sparen – den letzten beißen die Hunde.]

Über die rund 5 Prozent Erwerbslosen hinaus gibt es in der Schweiz eine große Zahl von unterbeschäftigten Personen. Die SAKE-Umfrage [schweizerische Arbeitskräfteerhebung des Bundesamtes für Statistik] zählt für das Jahr 2005 388.000 unterbeschäftigte Personen und damit ein Volumen von 113.000 fehlenden Vollzeitstellen. So müssen wir davon ausgehen, dass im Herbst 2005 in der Schweiz etwa 325.000 Stellen fehlen, was einer Erwerbslosenquote von über 7 Prozent entsprechen würde."

Arbeitskraft = Ware = Diskriminierung und Entsolidarisierung der Beschäftigten – und nicht Beschäftigten

Hans Schäppi, Gewerkschaft UNIA, schreibt im neu erschienen Buch Wohlstand durch Gerechtigkeit:
" ... Nach neoliberalen Vorstellungen ist die Arbeitskraft eine Ware wie jede andere Ware auch: Wenn der Preis sinkt, wird mehr nachgefragt, das heißt, wenn die Löhne oder Lohnnebenkosten sinken, werden mehr Leute beschäftigt. Wenn jemals gezeigt worden ist, dass diese Theorie falsch ist und ideologischen Charakter hat, so sind dies die 1990er Jahre in der Schweiz, welche geprägt waren von einer gegenüber den 1980er Jahren noch verstärkten Lohnrestriktion und einer Abkoppelung der Reallöhne von der Produktivitätsentwicklung, begleitet von einer massiv ansteigenden Arbeitslosigkeit. Mit neoliberalen "Reformen" am Arbeitsmarkt, wie Lohnzurückhaltung, Senkung der Lohnnebenkosten, Lockerung des Kündigungsschutzes und anderen angebotsorientierten Maßnahmen wird die Zahl der Arbeitsplätze nicht erhöht. Hingegen wird die Lohnarbeit umstrukturiert im Sinne einer verstärkten Segmentierung, Diskriminierung und Entsolidarisierung der Beschäftigten. ..."

Zu Ostern: Apostel Paulus jetzt auch für ein Grundeinkommen

"Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen", soll er gesagt haben, der Apostel Paulus, erbitterter Christenjäger und bei Damaskus dann erster, dem der Aufgefahrene in geistiger Realität auf Erden begegnete. Das bekehrt.

In der Debatte um ein Grundeinkommen wird Paulus' Satz vom Arbeiten und Essen oft zitiert. Er steht dann zum Abschuss freigegeben als Moral mit der Knute, Menschenverachtend.
Tief sitzt der Satz im kollektiven Bewusstsein.
Es gab eine Zeit, in der jede Hand gebraucht wurde für die Herstellung des Lebensnotwendigen. Wer da seinen hungrigen Mund auftat ohne mitgeschafft zu haben, nahm den Anderen den Speck vom Teller. Oder die Petersilie. Mangel herrschte bei den Massen. Die Tafel bog sich nur beim Grundbesitzer. So ist der Satz in der jüngeren Geschichte denn auch lauthals gegen die gerichtet worden, die als reiche Säcke und Rentiers sich von anderen versorgen ließen ohne selbst etwas zu tun.

Doch wie hat Paulus sein Statement gemeint?
In den frühen Christengemeinden, die Paulus betreute, war die Erwartung des Himmelreiches nah. So nahe, dass manche meinten, zu arbeiten lohne sich nicht mehr. Logisch, oder? Das allerdings war schlecht für die Gemeinden. Denn die konnten nur bestehen, wenn alle etwas einbrachten. Paulus, der Apostel, wird sich geärgert haben vor allem über die Unehrlichkeit derer gegenüber sich selbst, denen die fromme Erwartung die Arbeit abnahm. Von den Leistungen der Anderen profitierten sie um so mehr. Wenn sie schon so dem Glauben hingegeben – eigentlich aber in einer Hybris der Heilsberauschung – auf die Arbeit verzichteten, weil ja Morgen alles Irdische ohnehin in den Zustand der Glückseligkeit übergeht, dann sollten sie, so Paulus, konsequenter Weise auch vom Essen Abstand nehmen. Logisch. Denn das ist dann ja auch überflüssig. Oder? Ein Anstoß zur Selbsterkenntnis war das, ein Wink mit dem Zaunpfahl und ein Satz mit Humor: "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." Wie ernst ist es euch denn mit der schon in Besitz genommenen Himmelserwartung? Bleibt mal auf dem Teppich! Wir haben noch kein Grundeinkommen! Es wird auch nicht deshalb kommen, weil einige es für sich wollen und sich um den Rest nicht scheren. Wenn ihr die Angenehmlichkeiten für euch vorwegnehmen wollt, dann nehmt bitte auch die persönliche Identitätsfrage schon mal vor. Das Grundeinkommen macht niemanden arbeitslos. Ganz im Gegenteil. Es nimmt euch kein Arbeitgeber mehr die Verantwortung für euer Tun ab. Ihr selbst könnt sie nicht mehr über den Zwang des Verdienstes abgeben.

So haltlos, wie der Satz "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen" heute gebraucht wird, war er nicht. So zum Kuschen verdammend und eine Daumenschraubengerechtigkeit beschwörend ist er nur in unseren eigenen Hinterköpfen geworden. Die Blödheit des Satzes ist unsere Leistung! Doch die Bekehrung naht.
Es revanchiert sich der Apostel, indem gerade dieser Satz, "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen ", zum Spieß gegen die Spießer wird, zu einem maroden, leicht zu schleifenden Inbegriff einer Haltung, die jetzt vorgeführt wird, um ihre Absurdität zu belegen - und das Grundeinkommen zu fordern. Der Satz ist in seiner geschichtlich gewordenen Dekadenz ein Einfallstor für die überfällige Einsicht in ein bedingungsloses Grundeinkommen. Paulus sei Dank!
Der Apostel Paulus: für das bedingungslose Grundeinkommen.

15 April 2006

Brauchen wir staatliche Arbeitslager?

In einem kurzen Artikel im Blick-online vom 18.3. 2006 bringt der engagierte Journalist Werner Vontobel etwas grundsätzliches auf den Punkt:

"Dass die Arbeit in einem Billiglohnjob nicht zur sozialen Integration führt, zeigt auch die Tatsache, dass immer mehr Arbeitskräfte im Billiglohnsektor stecken bleiben. Von den gut 45 Millionen Deutschen im arbeitsfähigen Alter haben inzwischen noch 26,6 Millionen einen sozialversicherungspflichtigen Job. Für die Jungen sieht die Lage noch schlechter aus. In Frankreich etwa arbeiten 40 Prozent der unter 29-Jährigen im geschützten, staatlich subventionieren Arbeitsmarkt, 33 Prozent haben einen Temporärvertrag, etwa 20 Prozent sind arbeitslos und nur eine schwindend kleine Minderheit hat eine Vollzeitstelle mit Kündigungsschutz und Sozialversicherung.

Offensichtlich führen die Globalisierung und der technische Fortschritt dazu, dass die westlichen Industrieländer ihren Lebensstandard mit immer weniger Arbeit sichern können. Seit 1991 hat die Bevölkerung in der Schweiz zwar um gut 8 Prozent zugenommen, das gesamte Arbeitsvolumen ist aber um gut 6 Prozent gesunken. Dennoch ist das Bruttosozialprodukt heute 16 Prozent höher als damals. Das ist doch erfreulich. Brauchen wir wirklich staatliche Arbeitslager, um die Leute am dem Müssiggang zu hindern, den wir uns dank dem technischen Fortschritt eigentlich leisten sollten?"

14 April 2006

Trennung von Arbeitsmarkt und Sozialpolitik

In der Verlags-Zeitschrift "a tempo" erscheinen seit Januar bemerkenswerte Interviews unter dem Titel "Zukunft der Arbeit".

In der Ausgabe 03/2006 wurde der Schweizer Volkswirtschaftler Professor Dr. Thomas Straubhaar, Leiter des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts interviewt.

Einen grundsätzlichen Gedanken von Ihm möchten wir besonders hervorheben:

"Für mich ist es entscheidend, zu trennen zwischen dem Arbeitsmarkt, auf dem sich der Lohn entsprechend dem Spiel von Angebot und Nachfrage bildet, und der Sozialpolitik, die sich dazu bekennt, dass alle in die Lage versetzt sein sollen, ein Leben in Würde zu führen."

Auf diesem Grundgedanken u.a. baut die "Initiative Grundeinkommen" auf.

13 April 2006

Aus Solidarität für ein Grundeinkommen einsetzen


Michael Nollert, Universität Freiburg i. Ue., in "Wohlstand durch Gerechtigkeit":
"... Arbeitnehmersolidarität, die sich nicht in der finanziellen Unterstützung von Arbeitslosen erschöpft, müsste auf einen Abbau neufeudaler, durch Professionalisierung und Zertifizierung zementierte Exklusionsmechanismen abzielen. Das heißt, dass die Interessenvertreter der arbeits- und sozialrechtlich besser geschützten (Normal-) Beschäftigten Solidarität üben, in dem sie sich für eine Schrumpfung des Pufferarbeitsmarktes und für die Absicherung ihrer unqualifizierten Kolleginnen und Kollegen in atypischen Arbeitsverhältnissen oder - noch besser - für ein von der Lohnarbeit entkoppeltes Grundeinkommen einsetzen."

Schillernd, Birkenmeier Vogt Birkenmeier



"...um ein grosses Gutsein zu haben, braucht es kein grosses Guthaben zu sein..."

Ein kurzer Ausschnit aus dem aktuellen musikalischen Theaterkabarett "schillernd, oder wie das leben so spielt" von sybille birkenmeier, felicitas vogt und michael birkenmeier.

Die nächste Aufführung findet am 20. Mai im Theaterstudio in Olten statt.

12 April 2006

Sparübung auf Kosten der Betroffenen

Carlo Knöpfel, Caritas Schweiz, schreibt in dem neu erschienen Buch: "Wohlstand durch Gerechtigkeit" zur diffusen Politik der Armutsverminderung, der Bildungs-, Berufs- und Gesundheitspolitik:

"Die Komplexität der Problematik kontrastiert recht stark mit Vorstellungen einer allgemeinen, allen uneingeschränkt zustehenden Grundsicherung. [...] Zu sehr dominiert noch immer das Selbstbild einer Arbeitsgesellschaft, in der primär die Bürgerinnen und Bürger [...] sich ihre Existenz über die Erwerbsarbeit zu sichern haben. [...] Der Sozialstaat wird immer subsidiär zu dieser Prämisse gedacht. [...] Die Sozialhilfe selber aber mutiert in der Praxis entgegen allen Reformbemühungen und politischen Absichtserklärungen angesichts der steigenden Fallzahlen und der knappen personellen und finanziellen Ressourcen zu einer Art unbedingtem Grundeinkommen, nicht für alle, aber doch für alle Armen in der Schweiz."

Aus allen sonstigen Sozialsicherungen, wie Arbeitslosen-, Invalidenversicherung, werden Betroffene zunehmend in die Sozialhilfe abgeschoben, die ihrerseits gekürzt wird. "Das Ganze droht zu einer reinen Sparübung für die Sozialhilfe auf Kosten der Betroffenen zu verkommen [...]"

Christoph Langscheid zur Idee und Wirkung eines Grundeinkommens




"...die Chance ist, dass diese riesige Bürokratie die heute besteht für die ganzen Sozialleistungen extrem reduziert werden könnte, weil das Verfahren mit dem Grundeinkommen viel einfacher zu handhaben wäre..."


Christoph Langscheid, Stiftung Edith Maryon

Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber den Maschinen

Barbara Lampe aus Frücht in Deutschland schrieb uns einen interessanten Gedanken zum Grundeinkommen:

"Ein wichtiger Gedanke zum Grundeinkommen ist für mich, dass eine Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber den Maschinen entstehen kann. Denn sie sind es, die uns diese Freiheit geben können. Gleichzeitig sind sie es auch, die unser Denken auf eine so harte Probe stellen. Unsere Einstellung gegenüber der Technik ist ausschlaggebend für die Entwicklung dieser Elementarwelt zum Guten oder zum Zerstörerischen. Diese ganze Grundeinkommenssache finde ich total wichtig und hochinteressant. Ich bin dankbar, dass immer mehr Menschen die schlüssigen Begriffe dafür finden. Mit dem Grundeinkommen wird dann auch jeder Mensch in seiner Gemeinnützigkeit unterstützt."

11 April 2006

Baschi Dürr (FDP) zum Vorschlag des bedingungslosen Grundeinkommens



"... es ist auf jeden Fall eine vertiefte Auseinandersetzung mit dieser Idee angezeigt."

Baschi Dürr, Grossrat (FDP) und Präsident der Finanzkommission im Kanton Basel-Stadt.

08 April 2006

Claire Niggli zur Idee des Grundeinkommnes



"Zum Leben gehört Druck, aber es gibt konstruktiven Druck, und es gibt destruktiven Druck ... "

Claire Niggli, Basel Paris

07 April 2006

"Langfristig wird die Arbeit verschwinden"


Die Initiatve Grundeinkommen wurde hingewiesen auf eine sehr prägnates Interview des US-Okonome Jeremy Rifkin in der Stuttgarter Zeitung im April 2005:

Hier ein kurzer Auschnitt aus dem Interview:

"Herr Rifkin, eines Ihrer Bücher heißt: „Das Ende der Arbeit“. Das meinen Sie doch nicht wörtlich, oder?

Allerdings meinte ich das wörtlich. Als ich dieses Buch 1995 schrieb, waren weltweit 800 Millionen Menschen arbeitslos oder unterbeschäftigt. 2001 waren es schon mehr als eine Milliarde. Die Entwicklung ist eindeutig.
...
Wir sind mitten in einer Umwälzung, die die industrielle Revolution noch übertrifft. Durch die ersten Mechanisierungsschübe verloren Millionen von Menschen ihre Jobs und wanderten vom Land in die Städte, um dort mit den Maschinen zusammen zu arbeiten. Aber die Computer und Informationstechnik von heute machen immer mehr Menschen ganz überflüssig. Selbst die billigste menschliche Arbeitskraft ist teurer als die Maschine.

Aber entstehen durch die neue Technik nicht auch neue Arbeitsplätze?

Das ist die Hoffnung, an die wir uns seit Jahrzehnten geklammert haben. Die kapitalistische Logik sagt, dass technologischer Fortschritt und gesteigerte Produktivität alte Jobs vernichtet, dafür aber mindestens genauso viele schaffen. Aber die Zeiten sind vorbei. Sind Sie da sicher? Ganz sicher. Sehen Sie, ich verdiene einen Teil meines Einkommens damit, die Chefs großer Konzerne zu beraten. Wenn ich die frage, ob sie in Zukunft noch Zehntausende von Mitarbeiter haben werden, dann lachen die laut los. Die Wirtschaftsführer wissen längst, wo die Reise hingeht.

Wohin geht sie denn?

Wir vollziehen gerade einen Wandel hin zu einem Markt, der zum allergrößten Teil ohne menschliche Arbeitskraft funktioniert. Bis 2010 werden nur noch zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Fabriken gebraucht. Bis 2020 werden es weltweit nur noch zwei Prozent sein."

Hier der Link zum ganzen Interview
Vielen Dank an Thomas Mayer für den Hinweis.

04 April 2006

Statement zum Grundeinkommen von Beat Jans, Grossrat im Kanton Basel-Stadt




"... Ich bin überzeugt, wenn die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt so weiter geht und immer weniger daran teilhaben können, dass die Diskussion um das Grundeinkommen eine ganz wichtige und spannende wird für die Gesellschaft, weil sich dann die Werte verschieben werden. ..."

Beat Jans, Grossrat Kanton Basel-Stadt (SP)

03 April 2006

Dr. Benetiktus Hardorp über Selbsterkenntnis und Grundeinkommen




Ein kurzer Auschnitt aus dem Vortrag von Dr. Benediktus Hardorp am 1. April 2006.

Und hier in Abschrift das von ihm vorgetragene Gedicht
von Conrad Ferdinand Meyer, 1825–1898, Schweizer Erzähler und Lyriker.

Das Fundament

Sei wahr und wirf ihn weit zurück
den Schleier über deinem Blick
und sieh dich als einen andern an
und benenn es alles, was du getan

Die Wahrheit ist ein scharfes Schwert
das mitten in die Seele fährt
der Zauber weicht, es flieht der Schein
die Luftgebäude stürzen ein

Und wenn der Staub zerronnen ist
dann nimm dich selber wie du bist
dann baue wieder und bau zuend
auf dies bescheidne Fundament

Antworten im Haupteingang des unternehmen mitte

In den letzten Tagen hing im Haupteingang des unternehmen mitte ein grosses Plakat mit unserer Frage: "Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre".

Rasch füllt sich das Plakat mit über 70 spontanen Antworten: lustiges, ironisches, ernstes und tiefgründiges und auch ganz einfaches. Hier eine kleine Auswahl:

"Geschichtenerzählerin", "Meeresbiolog auf Hawai", "Möbeldesinger", "einen eigenen Buchladen", "Kinder und Jugendlichen beim lernen begleiten, viel lesen und schreiben + für den Fortbestand des bedingungslosen Grundeinkommens streiten", "Rikscha fahren", "Das gleiche wie jetzt: Kindergärtnerin", "Rosenzüchter", "Fährifrau", "Chirurg mit 20-Stunden-Woche", "Um die Welt segeln", "Reiseführer Verfasserin", "Jeden Tag etwas Neues", "Chai-Schop auf der Strasse (Gratis-Tee) betreiben", "...erstmal viel schlafen", "Heiraten + Kinder machen", "OK-Leiterin in einem Schulprojekt in einem 3. Welt-Land" und einer schrieb: "König der Schweiz" und zeichnete die Berge, die ja auch aussehen wie eine Krone....

02 April 2006

1. April in Frankfurt





Prof. Götz Werner (Mitte) und Dr. Benediktus Hardorp (Rechts) hielten am 1. April in Frankfurt am Main vor rund sechshundert Gästen Vorträge zum bedingungslosen Grundeinkommen. Die Diskussion moderierte Enno Schmidt (Links).

01 April 2006

Aphorismen zum Grundeinkommen von Dr. Stefan Brotbeck

Heute hat uns Stefan Brotbeck eine Auswahl von Aphorismen aus seinem 2004 im Pforte Verlag erschienen Buch "Dir gehört nur, was du geben kannst" zugesannt:



Ärmlich ist, wer sein Brot mit etwas verdient, was ihn nicht nährt.


Für viele beginnt das Berufsleben damit, sich mit etwas zu beschäftigen, womit sie innerlich abgeschlossen haben.

Die Aussicht auf eine sichere Pension hat schon manche Lebensentwürfe aus dem Leben getrieben.

Wenn ich das Geld wert bin, das ich verdiene, habe ich wirklich nichts anderes verdient.

Wie sähe eine Gesellschaft aus, in der jeder verpflichtet wäre, die Hälfte seiner Arbeitszeit darauf zu verwenden, nur das zu tun, was ihn mit Freude erfüllt?

Stellenmarkt – lauter Brillen auf der Suche nach einem Träger. Wer gute Augen hat, kriegt Ärger.

Krämerseelen müssen alles, was einen Menschen mit Interesse erfüllt, so auslegen, als würde es nur in seinem Interesse liegen.

Im Würgegriff der Handlungen, die wir unterlassen.


Vielen Dank an Stefan Brotbeck!